…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Freitag, den 16. November 2018
(zum Bild: Eine der Balangiga Glocken )
Fuer Holzkoepfe – Ich erwaehnte gestern, dass Praesident Rodrigo Roa Duterte gegenueber Journalisten sagte: “Sie sollen uns sagen, welche Routen wir nehmen koennen, und welches Verhalten sie von uns wuenschen.” Ich merkte an, dies sei keine “de iure”-, aber eine “de facto”-Anerkennung der chinesischen Kontrolle ueber die South China Sea. Nun sind Journalisten harte Holzkoepfe. Was man nicht jedem Einzelnen zweimal sagt, kriegen sie nicht auf die Reihe.
So musste Duterte nachlegen auf die Frage, ob er militaerische Uebungen in der South China Sea begruesze: “Nein, weil – es ist keine Uebung, weil ich sagte, dass China bereits im Besitz ist. Es ist jetzt in ihren Haenden. Warum dort also Reibungen erzeugen – starke – militaerische Aktivitat wird eine Antwort von China zur Folge haben? … Mir ist es egal, wenn jeder in den Krieg zieht, auszer dass die Philippinen sich just neben diesen Inseln befinden. Wenn da irgendjemand schieszt, leidet mein Land zuerst. Nur da komme ich in’s Spiel – das ist mein einziges nationales Interesse. Sonst nichts. … Das ist eine Realitaet und Amerika und jedermann sollten realisieren, dass sie [die Chinesen] dort sind. So, wenn du da dann Reibungen erzeugst, nur so’n biszchen, dann kann eines Tages eine Fehlkalkulation die Dinge kippen – Murphys Gesetz. Wenn irgendetwas schiefgehen kann, wird es auch schiefgehen.”
Glocken-Laerm – Ueber die Glocken von Balangiga habe ich im August schon mal geschrieben, dass US-Verteidigungs-Minister Jim Mattis mitteilen liesz, sie sollen zurueckgegeben werden. Hintergrund ist ein Ueberfall von philippinischen Rebellen auf ein Lager der US-Army im Philippinisch-Amerikanischen Krieg, bei dem 48 US-Soldaten getoetet wurden. Als Signal zum Angriff wurden die Glocken von Balangiga gelaeutet. Dies gab Anlass zu einer Strafaktion im Jahre 1901, zu der General Jacob Smith laut “Wikipedia” den Befehl ausgab: “Ich wuensche keine Gefangenen. Ich wuensche, dass ihr toetet und niederbrennt, je mehr getoetet und niedergebrannt wird, umso mehr wird es mich freuen.” Er wolle die Insel Samar in eine “heulende Wildnis” verwandeln und dazu jeden toeten, der aelter als 10 Jahre ist. Der Befehl wurde zwar vom kommandierenden Major Littleton Waller so nicht an die Truppe weitergegeben, doch es gab eine Menge Tote, die genaue Zahl ist unbekannt. Schaetzungen liegen zwischen 2 bis 3 Tsd und 50 Tsd.
Als Beute dieser Strafaktion nahmen die Amerikaner die drei Glocken der Kirchen von Balangiga, Eastern Samar, und brachten sie in die USA, wo zwei bei einer Warren Air Force Base bei Cheyenne, Wyoming, sind, die dritte Glocke ist derzeit in Camp Red Cloud bei Uijeongbu, Sued Korea.
Eine Aufforderung die Glocken zurueck zu geben wurde bereits 2002 vom Senat eingebracht. In seiner zweiten SONA (State of the Nation Address) im Juli 2017 forderte Praesident Rodrigo Roa Duterte: “Gebt uns die Glocken von Balangiga zurueck. Das sind unsere. Die gehoeren den Philippinen. Sie sind Teil unseres National-Erbes. Bitte gebt sie zurueck. Es schmerzt uns.”
Gegen die Rueckgabe gab es Widerstaende in den USA, die nun wohl ueberwunden wurden. Die Glocken sollen bis Ende des Jahres hier eintreffen.
Interessanter ist dabei eine Geschichte, die Auszen-Minister Teodoro Locsin vor der Presse aeuszerte. Angeblich gibt es eine Aussage, dass Praesident Duterte die USA besuchen will, wenn die die Glocken zurueckgegeben haben. Er, Locsin, habe mit der damaligen UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, gesprochen, die fragte, wann Duterte die USA besuchen wird. Er habe ihr erwidert, wenn die Balangiga Bells in den Philippinen sind. Haley habe nachgefragt und gesagt, sie werde sich darum kuemmern, was offensichtlich geschehen ist. Nun habe er, Locsin, den Praesidenten daran erinnert, dass der nun in die USA reisen muesse, und ob er sich an das Versprechen erinnere. Der Praesident habe gelacht und “ja” gesagt.
Ich trau dem Braten nicht.
Schon zur jetzigen Ankuendigung der Rueckgabe sagte Mattis: “Indem wir die Glocken von Balangiga an unseren Alliierten und unseren Freund, die Philippinen, zurueckgeben, greifen wir die Verantwortung unserer Generation auf, um den Respekt zwischen unseren Voelkern zu vertiefen.” Das scheint dringend erforderlich, denn in der South China Sea brauchen die USA dringend “Alliierte und Freunde”, und das ist Praesident Duterte nach den Bemerkungen in Singapur offensichtlich nicht.
Der US-Vize Mike Pence sprach in Singapur vor den ASEAN-Fuehrern und meinte, dass man im “Indo-Pacific” kein “empire and aggression ~ Weltreich und Aggression” gebrauchen koenne. Das war am Rande des ASEAN-Gipfels letztes Jahr in Manila schon mal ein Thema, als amerikanisches Reden von “Indo-Pazifik” gegen die chinesische Betonung des “Asien-Pazifik” gestellt wurde. Der “Indo-Pazifik” sieht Indien als Gegenpol zu China, waehrend mit “Asien-Pazifik” China sich an ASEAN gekoppelt sieht, und bei “Indo-Pazifik” eine Wiederbelebung der gegen China gerichteten Vier-Laender-Allianz von USA, Japan, Australien und Indien befuerchtet. Und wer nun das “Weltreich” ist, nachdem sie USA sich ja aus der Welt irgendwie ausgeklinkt haben, steht zur Disposition. Die “aggression” moechten die USA den Chinesen gern andichten, die sich auf ihren Inseln einrichten und dort durch “frictions ~ Reibungen” der US-Kriegsmarine verunsichert werden. Wenigstens sieht das China – und Duterte so, der warnt wie oben zitiert, “wenn du da dann Reibungen erzeugst, nur so’n biszchen, dann kann eines Tages eine Fehlkalkulation die Dinge kippen.”
Das Problem ist, dass die USA ihre Weltordner-Stellung nicht abgeben wollen, in der sie Anklaeger, Richter und Vollzugs-Beamter in Personal-Union sind. Sie wollen das Sagen haben, und die Philippinen haben das Leiden.
Ob bei dieser Gemenge-Lage Duterte grosze Lust hat in die USA zu reisen, scheint mir fraglich. Was soll er dort? Sich Fragen von Journalisten zu den “extra-judicial killings” stellen lassen? Oder ob er de Lima freilaesst? Und Waffen verkaufen sie ihm eh nicht – da kann er tausendmal ein “Alliierter” sein.
“Arrest Imelda…” – …fordert der Leitartikel der “Manila Times”, der es als Zynismus empfindet, dass Imelda Marcos laut Entschuldigungs-Schreiben an das Sandiganbayan angeblich wegen zahlloser Gebrechen nicht dort erscheinen konnte, wohl aber gleichen Tags zur Geburtstags-Party ihrer Tochter Imee ging, und die sich auch stark genug fuehlt, in Nachfolge ihrer Tochter als Gouverner von Ilocos Norte zu kandidieren. Die Staatsanwaelte sollten gegen diese Kandidatur vorgehen. Sie wurde von Verbrechen gegen das Volk schuldig befunden, auch wenn das Urteil noch nicht rechtskraeftig ist. Man sollte sie fuer unfaehig erklaeren, fuer ein oeffentliches Amt zu kandidieren.
Diese juristischen Fisematenten kann man vergessen. Wenn sie gesundheitlich nicht in der Lage ist, ein Gericht zu betreten, wie will sie dann eine Provinz regieren? Aber das fragt sich in Ilocos Norte – Marcos County – kein Mensch.
Power Nap – Dass Praesident Duterte waehrend der ASEAN-Veranstaltungen wegen Schlafmangels die eine oder andere Veranstaltung ausliesz und stattdessen ein “power nap – Kraefte-Nickerchen” einlegte, kann man ihm nicht veruebeln. Dass die Nickerchen auf Termine fielen, in denen er ihm nicht Wohlgesonnenen begegnen koennte, ist Zufall. Ein Schelm, der Boeses dabei denkt.
Gemaesz “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “ManilaBulletin”, “PhilStar” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.