…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Sonnstag, den 30. September 2018
Der Spruch des Tages… – …stammt aus einem Beitrag von Fareed Zakaria von der „Washington Post„-Autorengruppe, der auch bei „CNN“ eine regelmaeszige Sendung hat. In einem Aufsatz mit dem Titel „Trump beschleunigt die Ankunft der post-amerikanischen Welt„, der heute in „The Manila Times“ abgedruckt wurde, zitiert er den Spruch, der mir ins Auge stach: „Wenn du nicht am Tisch sitzt, dann stehst du auf der Speisekarte.“
Brutal gesagt heiszt das im Rahmen des Aufsatzes von Zakaria: dadurch, dass Trump sich aus internationalen Vertraegen zurueckzieht (~ vom Tisch geht), wird das unter den anderen verteilt (~ steht auf der Speisekarte), was Amerika dabei verliert. Als Beispiel verweist er auf den Rueckzug aus der TPP (Trans-Pacific Partnership), die nur dazu gefuehrt hat, dass die anderen Staaten ohne die USA das Geschaeft unter sich ausmachen. Und seine einseitigen Masznahmen gegen den Iran, die der EU nicht schmecken, fuehren dazu, dass die EU nun einen Weg sucht, Geschaefte am Dollar vorbei zu ermoeglichen. Ob das klappt, haelt Zakaria fuer eher unwahrscheinlich, doch das ist nicht so wichtig.
Die andere Nachricht kommt auch aus Amerika, und das ist die Blockade der Ernennung von Brett Kavanaugh zum Richter am Obersten Gericht der USA. Frauen, die Opfer von sexuellen Uebergriffen wurden machen derart Druck auf Senatoren, die der Ernennung zustimmen muessen, dass die ins Wanken geraten. Nun soll eine Untersuchung des FBI Klarheit schaffen, was hoechst unwahrscheinlich ist. Eine Tat liesze sich vielleicht beweisen, dass eine Tat nicht stattgefunden hat, ist nur in Sonderfaellen beweisbar. Zum Beispiel die Behauptung von Senator Antonio Trillanes, der Vater von Praesident Rodrigo Roa Duterte habe dessen Bar-Exam gefaelscht – der Vater war bereits verstorben, als der Sohn das Bar-Exam ablegte. So einfach geht das bei Kavanaugh und seiner Anklaegerin nicht: die gingen beide zu der Zeit an dieselbe Schule, aber darum geht es hier nicht.
In einer Kolumne in „The Manila Times“ beschreibt Bruder Shay Cullen, der fuer Preda* arbeitet, die ein Heim fuer sexuell missbrauchte Kinder unterhaelt, dass immer mehr Kinder und Frauen sich juristisch gegen ihre Peiniger zur Wehr setzen. Allein in diesem Jahr wurden bisher 13 Taeter in den Philippinen zu Gefaengnisstrafen verurteilt.
Was hat das alles nun miteinaner zu tun?
Macht wird nicht mehr gott- oder schicksals-ergeben hingenommen. Menschen heute wollen es wissen. Sie lassen sich nicht mehr „einmachen„, „verspeisen“ oder „vernaschen„, oder, um im Bild zu bleiben: sie lassen sich nicht auf die Speisekarte setzen, sie sitzen am Tisch und reden mit.
Als Beispiel kann man auch Dutertes Politik gegenueber den USA nehmen: er ist nicht laenger deren „Lakai“ oder „Kellner“ am Tisch der Nationen. Er hat als Praesident eines souveraenen Staates am Tisch Platz genommen, und von daher versteht sich dann auch die Formulierung, die in demokratischen Verfassungen zu finden ist: alle Souveraenitaet geht vom Volke aus. Das scheint sich herumgesprochen zu haben. Offenbar ist das Volk nicht damit zufrieden, alle Jahre auf einem Zettel ein Kreuz zu machen und sich so seiner Souveraenitaet zu entledigen. Als Souveraen achtet es darauf, dass sich die Diener des Staates auch an seinen Willen halten.
Die Haltung ist noch ungewohnt, und es geht bei aller droehnenden Duterte-Kritik unter, dass der das genau verstanden hat. In jeder Rede fordert er dazu auf, sich nicht von wem auch immer schurigeln zu lassen, dafuer wurde die 8888-Nummer eingerichtet, wo man sich auch anonym beschweren kann. Immer wieder fordert er in seinen Reden, wenn er seine Pflicht als Staatsdiener nicht erfuellt, ihm das zu sagen, und er werde zuruecktreten.
Auf weltpolitischer Ebene heiszt das, dass die USA ihre Rolle als Welt-Polizist verlieren. Dass die dann an China und/oder Russland geht, ist unwahrscheinlich. Eine derart komplexe Welt laesst sich nicht von einer Zentral-Macht oder einem Zentral-Komittee steuern, deshalb ist es den USA ja auch zu teuer, und die UN ist eine Schwatzbude, die um ihre Mitglieder buhlen muss, wenn sie etwas tun will. Die Welt wird sich selbst organisieren muessen, das koennen wir wieder aus der Evolution lernen. Da ist kein Schoepfer, und „intelligent Design“ ist eine Umschreibung desselben Prinzips. Das Universum organisiert sich jedoch selbst. Als dessen Teile werden wir das auch tun und uns an den Tisch setzen muessen, sonst landen wir auf der Speisekarte.
Willkommen in der post-amerikanischen Welt.
* Wikipedia: „PREDA (Peoples Recovery, Empowerment and Development Assistance Foundation) ist eine in Olongapo (Philippinen) ansaessige Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat notleidende, vor allem sexuell ausgebeutete Kinder und Jugendliche auf den Philippinen zu unterstuetzen. Sie wurde 1974 von Shay Cullen, Alex Corpus Hermoso und Merly Ramirez Hermoso gegruendet.“
Gemaesz „ManilaTimes„, „Wikipedia“ u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.