…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Samstag, den 15. September 2018
Wenn in Dumaguete, ist es vielleicht eine gute Idee, die Wäsche und Kleidung waschen zu lassen
Geschichten statt Bilder – Da sich im Moment alles um den Taifun Ompong (int. Mangkhut) dreht, bleibt Zeit sich um Nachrangiges zu kuemmern. Da die „Jauchegrube“ Boracay ja geputzt und gewienert vor der Wieder-Eroeffnung im naechsten Monat steht, fasst man als naechstes Baguio zur Restaurierung in’s Auge, das nach Meinung von Kennern nicht laenger den erholsamen Duft von Pinien-Waeldern, sondern ganz andere Gerueche verstroemt. Dies sagte Senator Richard Gordon vor der Presse nach einer Senats-Anhoerung zum Etat des Tourismus-Ministeriums. In einer Kolumne in „The Philippine Star“ mit der Ueberschrift „Nachhaltiger Tourismus“ lobt Ana Marie Pamintuan an Tourismus-Ministerin Bernadette Puyot ausdruecklich deren Einsatz fuer „Essens- und Landwirtschafts-Tourismus, welcher in der Tat ein wachsender Trend in der globalen Tourismus-Industrie sind.“
Was daran gefaellt, den Tourismus von den Hotspots abzuziehen und auf das Land zu verteilen, bekommt einen Nachgeschmack dadurch, dass man sich an einen Trend haengt, der zur Industrie verkommt. Gibt es nicht schon genuegend Koch-Shows im TV? Da wird nur noch gefressen, und das Textbuch dazu ist schlicht: irgendwer schiebt sich irgendwas in den Mund und sagt dann: „Mmmh!“ Ich hab noch nie einen Spot gesehen, wo einer „Bae!“ oder „Igitt!“ sagte. Und die Selfies vor dem Eiffelturm oder volltrunken am Ballermann werden abgeloest von der Food-Pornografie – Bilder von nacktem Essen ohne was drumrum. Haben wir nicht genug Uebergewicht?
Doch all das geht meiner Meinung nach an der Sache vorbei. Mit meiner Frau habe ich oefter Urlaub in Daenemark gemacht, und da begeisterte uns, wenn man ueber Land fuhr, dass am Straszenrand Gemuese, Obst oder Eier standen mit einem Einmach-Glas daneben und einem Pappdeckel mit den Preisen. Man nahm, was man brauchte und legte das Geld ins Glas. Ich weisz, das kann man nicht ueberall auf der Welt machen, aber das war einer der Gruende, warum uns Daenemark gefiel. Einmal fuhren wir irgendwo durch Djursland als eine alte Oma mit zugehoerigem Opa sich gegenseitig stuetzend langsam zur Strasze wackelte, um dort Kirschen hinzustellen und fuer Vorueberfahrende anzubieten. „Och, die alte Frau„, sagte meine Frau mitleidsvoll, „wenn wir wieder zurueckkommen muessen wir unbedingt hier Kirschen kaufen!“ Gesagt, getan. Auf dem Rueckweg hielten wir an, legten das Geld ins Glas und nahmen ein Papp-Koerbchen mit Kirschen, setzten uns in den Wagen und fuhren los. Meine Frau konnte der Versuchung nicht widerstehen und warten, bis wir in dem gemieteten Ferien-Haeuschen waren. Sie nahm eine Kirsche in den Mund und – verzog das Gesicht: es waren Sauerkirschen.
Ich weisz nicht, wie oft wir die Geschichte erzaehlt haben, aber sie ist geblieben. Kein Foto, sondern eine Geschichte.
Die Tourismus-Industrie bietet keine Geschichten, sondern Hintergruende fuer Bilder, die nach einiger Zeit niemand mehr sehen kann. In einem Film erinnere ich eine Szene, wo sich junge Leute in Paris im Restaurant im Eiffelturm treffen wollten mit der Begruendung, das sei der einzige Ort in Paris, von wo aus man das haessliche Ding nicht sehen kann.
Ich weisz, aus Individual-Tourismus kann man keine Industrie machen, aber man koennte darueber nachdenken, ob man das Internet noch mehr mit immer denselben Fotos zustopfen, oder sich auf neue Geschichten einlassen will. Fuer uns war es ein Hauptspasz, auch als wir spaeter mal in Boennerup Urlaub machten, oefter wieder runter nach Ebeltoft zu fahren und uns in dem Fischgeschaeft am Hafen Fisch-Frikadellen zu kaufen, uns in das Auto auf dem Parkplatz zu setzen, auf die Ostsee zu blicken und die besten Fisch-Frikadellen der Welt zu essen. Wie waere es, wenn Touristen nicht nach Boracay oder Baguio fahren, sondern nach GenSan und in Rachels Tuna-Grill in Bula den besten gegrillten Tuna-Belly der Welt essen? Davon koennen sie noch ihren Kindern erzaehlen, und das ist Urlaub.
Aber kommt jetzt blosz nicht alle und versaut die Atmosphaere in unserem Lieblings-Grill, dadurch dass das dann ein Hotspot fuer Food-Pornografen mit industrieller Massen-Abfuetterung wird. Doch die Gefahr ist vernachlaessigbar. Die Bilder verhindern, dass die Fantasie an die eigenen Geschichten des Betrachters anknuepfen kann. Kein Bild erklaert sich selbst, es muss immer erst in einer Geschichte auftauchen, bevor man damit etwas anfangen kann. Und so erzeugen Geschichten eher Bilder, als dass dies umgekehrt der Fall waere. Bilder sind der Tod der Fantasie, woraus erhellt, dass man sie nach einiger Zeit auch nicht mehr sehen kann. Geschichten jedoch nimmt man mit, wenn man irgendwohin kommt, und die bestimmen, wie man das Land sieht. Ich nehme mich da nicht aus, der Philosoph beginnt immer bei sich selbst, und so freue ich mich, dass es in der SM-Mall hier Roggenbrot (Rye loaf) gibt und Leberwurst, die so schmeckt wie in Deutschland (kommt aus Daenemark). Aber wenn ein Deutscher hier sein Brot selbst backt und selbst auch wurstet und dann ein Foto von seinem Fruehstueck in facebook stellt um zu zeigen, dass es sich auch auf den Philippinen leben laesst, dann hat er sich gegen die hiesigen Geschichten selbst abgeschottet. Den Vogel schieszen meiner Meinung nach dabei jene ab, die das Ganze umkehren und meinen, dass Praesident Duterte gut fuer Deutschland waere, um dort „richtig aufzuraeumen„, was immer auch damit gemeint sein mag. Diese Typen werden nie verstehen, dass ein Mann wie Duterte so wenig zu Deutschland passt, wie sie selbst nicht zu den Philippinen. Geschichten funktionieren nur, wenn eins ins andere passt.
„Hoert auf mit dem Trillanes-Scheisz„… – …ueberschreibt Carmen Pedrosa ihre Kolumne heute in „The Philippine Star„, denn der habe mit seinen Eskapaden, die taeglich live von den Mainstream-Medien verfolgt werden, erfolgreich von einem zentralen Thema der Politik der Philippinen abgelenkt: dem Streit der USA und China um die Vorherrschaft in der Region. Die Aufmerksamkeit gebuehre vielmehr dem vermuteten Umsturz, den Praesident Rodrigo Roa Duterte selbst ins Gespraech gebracht hat, und der nicht als „Oktober-Revolution„, sondern fuer den 21. September geplant sei, dem Jahrestag der Erklaerung des Kriegsrechts unter Marcos.
Pedrosa sieht da eine Parallele zur Politik des US-Praesidenten George W. Bush, der einst von der Notwendigkeit sprach „den Irak zu entwaffnen, dessen Volk zu befreien und die Welt gegen eine grosze Gefahr zu verteidigen„. Ironischerweise hing in dem Raum, in dem Bush zuerst davon sprach, um so Stimmung gegen den Irak zu machen, das Bild “The Signing of the Protocol of Peace Between the United States and Spain on Aug. 12, 1898“ des franzoesischen Kuenstlers Theobald Chartran. Das Bild muesse eher „Protokoll einer Niederlage“ heiszen, meint Pedrosa, denn es war die Niederlage Spaniens und der Beginn der Weltmacht USA, die sich in Folge auch als Kolonialmacht etablierte, indem sie sich die Philippinen unter den Nagel riss, die sich grad erfolgreich gegen die spanische Kolonialmacht ihre Unabhaengikeit erkaempft hatten – aus der Traum.
Diese Unabhaengigkeit sei nun wieder in Gefahr, wenn die unabhaengige Auszen-Politik Dutertes durch einen Umsturz beendet, und die Rueckkehr zur Amerika-Hoerigkeit des Ex-Praesidenten Benigno Aquino angestrebt wird.
In dasselbe Horn… – …stiesz am 12. September bereits Getsy Tiglao in ihrer Kolumne im „Manila Bulletin“ mit der Ueberschrift „Trillanes sollte verhaftet und der Senat aufgeloest werden„. Dass Trillanes Schutz im Senat sucht und auch gewaehrt bekommt, erinnert sie an eine Bruderschaft, die ein Mitglied beschuetzt, das in einen Tod durch „hazing“ beteiligt ist. Tiglao meint: „Die gegenwaertige Gruppe der Senatoren wurde zu Experten, die Leute in der Regierung zu kritisieren, die tatsaechlich arbeiten… Haben wir dafuer Senatoren gewaehlt und zahlen ihnen soviel Geld, dass wir hoeren koennen, wie sie links und rechts Leute fertigmachen? Man erinnert sich wie in einer dieser oeffentlichen Anhoerungen (anders auch bekannt als Medien-Ereignisse ‚in Hilfe der Gesetzgebung‘), Senator Trillanes einen Zeugen derart verbal heruntermachte und beleidigte, General Angelo Reyes, dass dessen Ehrgefuehl ihn vor dem Grab seiner Mutter Selbstmord begehen liesz. Trillanes sagte spaeter, dass er die Art und Weise, in der er Reyes angegangen war, nicht bedaure. Ja, diese Sorte Mensch ist der Putschist.“
Im Uebrigen ist Tiglao der Meinung, dass der Senat abgeschafft gehoert und ein Ein-Kammer-System der Gesetzgebung eingerichtet werden solle, um die Behinderungen durch den Senat auszuraeumen, den der ehemalige Sprecher des Hauses, Pantaleon Alvarez, einmal frustriert auch als „die langsame Kammer“ bezeichnete.
Gemaesz „ManilaBulletin„, „PhilStar“ u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.
Es gibt schon genug unnötige lange Transportwege. Wenn jemandauf den Philippinen u.a. auch Leberwurst herstellt wie in Europa ist das gut. Man unterstützt beim Kauf der Zutaten die einheimische Händler und spart umweltunfreundliche Transportwege. Herr Eckhard sollte nicht immer seinen Tunnelblick haben.