…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Donnerstag, den 16. August 2018
Das Orakel und seine Interpreten – Praesident Rodrigo Roa Duterte hat mal wieder gesagt, er sei muede und frustriert, nichts ginge voran, er moechte zuruecktreten, waere da nicht Leni Robredo, die bringt’s nicht, bei “Chiz” Escudero oder “Bongbong” Marcos koenne er sich das vorstellen, eine Militaer-Junta waer auch ‘ne Moeglichkeit ihn abzuloesen, und so weiter und so weiter…
Natuerlich sind gleich alle Interpreten zur Stelle und wiegeln ab, dass das alles natuerlich nicht so zu verstehen sei…
Doch! Genau so ist das zu verstehen. Wir muessen uns daran gewoehnen, dass Duterte oefter laut vor sich hin denkt. Da darf man sich nichts bei denken. Man hoert sich das an, ja, scheisz Job! Versteh ich, bin auch nicht immer froehlich pfeifend zur Arbeit gegangen, aber – was sein muss…
Wir werden das auch noch oefter hoeren, bis zum Ende seiner Amtszeit – 2022. Dann kennen wir den Text auswendig, so wie bei Oldie-Konzerten, wenn die die alten Ohrwuermer zum Mitsingen bringen, und wie dort schimpfen wir dann im Chor mit dem Praesidenten: so ein Mist, kein Ende bei den Drogen, der ganze Scheisz-Laden ist total korrupt…
Was soll’s!? Naa ta sa Pilipinas ~ wir sind in den Philippinen, und Duterte ist auch nur ein Mensch.
Gestern abend war kein gescheiter Film im Fernsehen, oder besser gesagt: den Film ueber das Leben der Schwestern Brontë, “To walk invisible”, hatte ich schon gesehen, und ich war nicht in der Stimmung ihn nochmal anzuschauen. Stattdessen schrieb ich ueber den Laerm, den Dutertes Rede am Dienstag vor der Kapisanan ng mga Brodkaster ng Pilipinas (Vereinigung der Rundfunk-Gesellschaften der Philippinen) verursacht hatte, den heutigen Beitrag schon mal bis zu “…und Duterte ist auch nur ein Mensch”. Heute morgen las ich dann die dazu passenden Kolumnen in “The Manila Times”.
Yen Makabenta schreibt unter der Ueberschrift “Statt aufzuhoeren sollte Duterte die Nation zum Handeln vereinigen”, und er gibt dem als Motto einen Spruch von Charles de Gaulle: “Ueberlegung ist das Werk vieler Menschen. Handeln, das eines Einzelnen.” Makabenta vergleicht Dutertes Frust mit der Krise de Gaulles, als der nach dem Zweiten Weltkrieg nicht die Position erhielt, die ihm seiner Meinung nach zustand, und der sich 1953 nach Colombey-les-Deux-Églises zurueckzog, um dann im Algerienkrieg 1958 als Retter der Nation wieder zurueckzukehren. – Mir gefaellt der Vergleich nicht, und das faengt gleich beim Motto an. “Ueberlegen” tut hier nur einer, und leider – oder zum Glueck – macht er das laut. Mit unserer Motorik werden wir ganz gut fertig, falls wir nicht grad an irgendeiner Krankheit leiden, die uns zu Bewegungen bringt, die der Kopf gar nicht gewollt hat. Mit dem Denken ist das anders. Wir koennen nicht denken, wie wir wollen. Am einfachsten sieht man das bei einem Witz. Man kann sich nicht gewollt jetzt einen neuen Witz ausdenken, so wie man jetzt ganz gewollt zum Fenster gehen und das auf- oder zumachen kann. Ein Witz faellt einem ein, und die Formulierung verraet schon, dass man dabei mehr Opfer als Taeter ist, und so ist das beim Denken generell. Ja, man kann bestimmte Dinge ueben, sodass einem da oefter was einfaellt, aber es bleibt dabei, dass man dabei der Empfaenger ist, Absender unbekannt. Folgt man nun dem Strom dieser Gedanken in Worten, und liest nicht, wie bei Reden ueblich, mehr oder weniger gedankenlos einen Text vom Blatt, dann hat man das Modell “Duterte live”. Duterte gestattet es sich, und das unterscheidet ihn von allen anderen Politikern die ich kenne, uns bei seinem Denken zuhoeren zu lassen. Und da muss man Duterte zugestehen, was man sich selbst auch zubilligt, dass man naemlich, wenn man dies oder das durchdacht hat, sich aufrafft, “Bloedsinn!” sagt und etwas ganz Anderes tut.
Jojo Robles ueberschreibt seine Kolumne “Digong verbrennt Leni”. Er geht darauf ein, dass Duterte sich alles Moegliche als nach ihm kommend denken kann, nur nicht die gesetzliche Nachfolge durch die Vize-Praesidentin Leni Robredo. Duterte: “Ich bin zoegerlich eine verfassungsmaeszige Nachfolge vorzuschlagen. Ich habe nichts gegen Robredo; sie ist eine Juristin, ihr habt sie reden gehoert, aber ich glaube nicht, dass sie irgendetwas hier verbessern kann.” Robles haelt die Worte gegen jene, die Robredo am letzten Wochenende aeuszerte, in der sie Zusammenarbeit mit dem Praesidenten ins Auge fasste: “Ich hoffe dass wir zwei [Duterte und sie] uns einigen, weil es ausschlaggebend ist um die Mitarbeit des Wahlvolkes zu gewinnen. Gesetzt, dass wir nicht in allem uebereinstimmen, so lasst uns wenigstens einen gemeinsamen Nenner finden. Worin wir uebereinstimmen, darauf koennen wir aufbauen.” Leider sieht Duterte nun aber nichts, worin man uebereinstimmt, und so urteilt Robles: “Duterte hat meiner Ansicht nach die Tuer [zwischen den beiden] abgeschlossen und den Schluessel fortgeworfen.”
Ricardo Saludo und Antonio Contreras fragen in ihren Kolumnen, ob der Foederalismus, bei dem Praesident Duterte auch kein Weiterkommen sieht, wirtschaftlich wirklich so katastrophal ist, wie das dargestellt wird. Saludo findet einen Mangel da im Verfassungs-Entwurf, der zwar die Verteilung der Einnahmen beschreibt, aber nichts ueber die Verteilung der Ausgaben sagt. Da muss noch viel nachgearbeitet werden, meint Saludo. Contreras findet, dass die Unkenrufe nur die finanzielle Seite betrachten und deshalb Alarm geben. Doch sie lieszen den volkswirtschaftlichen Nutzen auszer Acht, der sich ergibt, wenn in den Regionen auf kurzem Weg abgestimmt und entschieden werden kann, statt eine Eingabe bei der Zentrale zu machen und sich in langem Hin und Her zu verzetteln.
Das Thema des “mueden” Praesidenten mit seinen Ruecktritts-Gedanken hat es als “Bloomberg”-Meldung bis in die “South China Morning Post” gebracht. Die Meldung beginnt mit den Worten des Praesidenten: “Leute, ich moechte, dass ihr wisst, dass ich darueber nachdenke zurueckzutreten, weil ich muede bin.”
Und da finde ich, sollten wir Duterte ganz woertlich nehmen, “er denkt darueber nach”. Damit ist noch nichts gesagt, was er tun wird.
Gemaesz “CNNPhil”, “GMANews”, “PTV”, “ManilaTimes”, “ManilaBulletin”, “PhilStar”, “SCMP” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.