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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Mittwoch, den 15. August 2018

 



 

Die Tulfos – Wanda Tulfo-Teo musste Anfang Mai als Chefin des DOT (Department of Tourism) zuruecktreten, als bekannt wurde, dass ein 60 Mio Peso-Auftrag von DOT an PTV-4 vergeben wurde, der letztlich an “Kilos Pronto” ging, eine Show der Bitag, deren Chef ihr Bruder Ben Tulfo ist. Ich will jetzt die Paragraphen nicht aufzaehlen, gegen die Vettern-Wirtschaft verstoeszt. Der Fall war klar: Teo reichte ihren Ruecktritt ein, Ombudsfrau Conchita Carpio-Morales – die sonst zum Jagen getragen werden musste, wenn es um Mitglieder des Kabinetts von Benigno “Noynoy” Aquino ging – leitete umgehend eine Untersuchung ein, Praesident Rodrigo Roa Duterte ernannte Bernadette Romulo Puyat zur Tourismus-Ministerin, und es war die Rede, dass Ben Tulfo die 60 Mio erstatten wolle.

Das war dann etwas spaeter nicht mehr wahr, und die Aufregung fuehrte zu einer Untersuchung, die gestern unter Vorsitz von Senator Richard Gordon begann. “GMANews” und “CNNPhil” waren live dabei. Ich habe mir einen Teil davon angeschaut, hatte aber relativ schnell genug. Die Frage von Gordon “Haben Sie sich bemueht herauszufinden, ob es legal ist, einen Vetrag mit ihrem Bruder abzuschlieszen?” beantwortete Ex-Ministerin Teo “Ich wusste nicht, dass Kilos Pronto Ben Tulfo gehoert, alles was ich wusste ist, dass er bei Bitag ist.” Nun, ein Blick in die “Wikipedia” haette genuegt, wo zu Ben Tulfo steht, dass er Shows, darunter “Kilos Pronto” produziert, in welcher Show auch der juengere Erwin Tulfo engagiert ist. Teo blieb bei ihrer Meinung, dass alles regelgerecht gelaufen war, auch durch das BAC (Bids and Awards Committee) des DOT gab es keine Beanstandungen, und sie sagte “Ich vertraue meinen Mitarbeitern, weil ich weisz, dass sie kompetent sind.” Darauf Gordon: “Und genau deshalb denke ich jetzt, dass die inkompetent sind.

Ben Tulfo, von dem gesagt wurde, dass er die 60 Mio erstatten wolle, wollte davon nichts wissen – das blieb an einem nicht anwesenden Anwalt Topacio haengen, der das voreilig verbreitet haette – und er sieht sich im Recht. Er habe den Auftrag erfuellt, das Produkt geliefert, jetzt das Geld zurueckgeben saehe wie ein Schuld-Eingestaendnis aus. Er sieht aber nun mal keine Schuld bei sich.

Es lohnt sich nicht auf Einzelheiten einzugehen. Die Sache ist jedem klar auszer den Tulfos. Eine weitere Sitzung ist zu erwarten, da Gordon meint, er habe noch nicht genug fuer seinen Bericht. Doch es sieht so aus, dass er Klagen gegen Wanda Tulfo-Teo und Ben Tulfo empfehlen wird. Die Klagen werden aber gemaesz Gordon auf Schiebung (graft), nicht auf Raub (plunder) lauten, wie ich in “The Manila Times” lese, die mit dem Thema heute aufmacht, da das Geld ja fuer Werbungs-Produktion verwendet wurde und nicht in die eigene Tasche gegangen ist. Den Begriff “plunder” hatte mit Theater-Donner Senator Antonio Trillanes in’s Spiel gebracht, doch wie ueblich bei ihm – Donnergrollen ohne Blitz.

Der juengere Erwin Tulfo, der gestern auch anwesend war, hat mit den Vertraegen nichts zu tun. Er wirkt nur in den Shows mit, die sein Bruder produziert.

Als “Seidenstrasze”… – …wurde ein Netz von Karawanenstraszen, das den Mittelmeerraum mit Ostasien verband, zum ersten Mal 1877 von dem deutschen Geografen und Forschungsreisenden Ferdinand Freiherr von Richthofen benannt. Die “Neue Seidenstrasze” oder “BRI ~ Belt and Road Initiative” ist das Renommier-Projekt von Chinas Praesident Xi Jinping, mit dem er China auf einem Landweg – den alten Routen folgend, aber ohne Kamele – und auf einem Seeweg durch die South China See, die Straits, den Indischen Ozean, das Rote Meer und den Suez-Kanal wieder an den Mittelmeerraum, genauer an Europa anbinden will. Auf diesen Anbindung arbeitet er hin.

Nun gab es einen “Belt and Road”-Gipfel, diesmal in Hong Kong. Dazu wurden Regierungs-Mitglieder, Repraesentanten von Verbaenden, Industrielle und Groeszen des Handels eingeladen, um Meinungen auszutauschen und Chancen und Moeglichkeiten laengs des Weges zu diskutieren. Von den Philippinen war Manuel V. Pangilinan, Direktor und Geschaeftsfuehrer der First Pacific Company Ltd., als Sprecher zu dem Thema “Handeln durch Zusammenarbeit” eingeladen.

Lassen wir dahingestellt, was da erzaehlt wurde. Zusammenarbeit ist immer gut, interessanter sind aber die Raender. Das Interesse an Raendern hat mein Philosophie-Lehrer Hans Blumenberg in einem Seminar zur Wissenschafts-Geschichte geweckt. So dozierte Blumenberg, dass Theorien im Kern fest und sicher seien, so richtig interessant werde es aber erst an ihren Raendern. So konnten Newtons Gesetze hervorragend die Bewegung der Planeten erklaeren, nur gab es da eine kleine Unschaerfe am Rande, was die Periheldrehung des Merkur anging. Genau die war das entscheidende Beispiel, mit dem Albert Einstein die Allgemeine Relativitaetstheorie bestaetigen konnte. Wir muessen aber nicht hoch zu den Planeten, etwas darunter im naeheren Luftraum gibt es auch Beispiele. Und da brachte Blumenberg die bekannte Anekdote ueber Hermann Goering, der nach eigener Aussage Meier heiszen wollte, wenn es einem feindlichen Flugzeug gelaenge ueber deutsches Gebiet zu fliegen. Prompt geschah dies wenig spaeter – aber “ganz am Rand” – irgendwo bei Aachen, so dass Goering sich zur Namensaenderung nicht veranlasst sah. Die Theorie blieb im Kern richtig – fuer eine kurze Zeit.

Und so wird der “Belt and Road”-Gipfel in Hong Kong erst dadurch interessant, was an seinem Rand geschieht. In der “South China Morning Post” schreibt Anthony Rowley, dass unter Auszen-Minister Mike Pompeo die chaotische Trump-Regierung ein klares Ziel habe, naemlich den chinesischen Einfluss auf Asien einzudaemmen. Das war am Rande des ASEAN-Gipfels letztes Jahr in Manila schon Thema, als amerikanisches Reden von “Indo-Pazifik” gegen die chinesische Betonung des “Asien-Pazifik” gestellt wurde. Der “Indo-Pazifik” sieht Indien als Gegenpol zu China, waehrend mit “Asien-Pazifik” China sich an ASEAN gekoppelt sieht, und bei “Indo-Pazifik” eine Wiederbelebung der gegen China gerichteten Vier-Laender-Allianz von USA, Japan, Australien und Indien befuerchtet. In dieser Richtung drueckt Pompeo auf die Tube.

 

Zu jeder Gelegenheit schnell und pünktlich die Wäsche und Kleidung gewaschen, getrocknet und gefaltet bei

Dazu gehoert ein Artikel von “Associated Press” – eine Agentur in New York – den vorgestern das “Manila Bulletin” uebernommen hat mit dem TItel “Chinas Xi bedraengt von oekonomischen, politischen Herausforderungen”. Der Artikel stellt dar, dass Xi sich in eine unangenehme Situation gebracht hat, als er sich zum alleinigen Fuehrer mit unbegrenzter Amtszeit machte, da er nun fuer alles verantwortlich gemacht wird. Und so erhalte seine “Belt and Road Initiative” nun Gegenwind nicht nur aus Laendern, die nicht in die Schuldenfalle wie Sri Lanka tappen wollen, sondern auch in China, wo sich manche fragen, ob es eine gute Idee ist, nun im Handelskrieg mit den USA soviel Geld im Ausland zu investieren. Der Artikel soll Xi madig machen bei Laendern, die am Rand der “Neuen Seidenstrasze” liegen, ob China sich das ueberhaupt leisten kann.

Hierzu gehoert auch die Rueckgabe der Glocken von Balangiga, fuer die US-Verteidungs-Minister James “Jim” Mattis vor dem US-Senat gesprochen hat. Abgeordnete dort sind dagegen mit Hinweis auf das “moerderische Regime Dutertes”, doch Mattis sieht es im Interesse der USA, dem philippinischen Wunsch zu entsprechen. Auch findet der US-Botschafter in den Philippinen, Sung Kim, dass die Rueckgabe eine “richtige Sache” sei. In ihrer heutigen Kolumne im “Manila Bulletin” feiert Getsy Tiglao das als “einen groeszeren Sieg fuer Praesident Duterte, dessen unabhaengige Auszen-Politik die jahrzehnte-lange Rolle des Landes als US-Lakai beendet hat.

Doch woher kommt der Sinneswandel?

Dazu muessen wir auf die Karte schauen, und da liegen die Philippinen gleich am Anfang direkt “am Rand” der Seidenstrasze. Die Philippinen waren lange Lakai der USA und lieszen sich gegen China nach Den Haag schicken. Praesident Duterte hat den Schiedsspruch ganz unten in die Schublade gelegt und die Verstaendigung mit China gesucht, das ihm freudig erregt mit offenen Armen und gezuecktem Scheckbuch sofort entgegen kam. Die Wendung Dutertes zu China war der groeszte Schlag gegen die Bemuehungen der USA, China klein zu halten. Die USA haben nicht im Entferntesten eingesehen, dass die Mitnahme der Glocken uebler Raub war, sondern sie muessen nun einen Verlust wettmachen. Und wenn China einen philippinischen Wirtschafts-Fuehrer zum “Belt and Road”-Gipfel nach Hong Kong einlaedt, dann erfuellen die USA Praesident Duterte seinen Herzenswunsch und geben die Glocken von Balangiga zurueck.

Doch es geht nicht nur um die Philippinen. Mit ihrem Handelskrieg handeln sich die USA zur Zeit Gegner ein – Europa, Tuerkei, Iran – alle “am Rand der Neuen Seidenstrasze”, bis ganz an’s Ende. Ob Donald Trump auch weisz, dass Theorien erst am Rand so richtig interessant werden? Und wie sieht das bei Rodrigo Duterte aus, der sich am Rande von zwei Theorien sieht? Auf der einen Seite liegt er “am Rand der pazifischen Verteidigungslinie der USA”, ganz am Ende, auf der anderen Seite “am Rand der Neuen Seidenstrasze”, ganz am Anfang.

In der “South China Morning Post” ist heute ein Artikel von “Associated Press”, der hervorhebt, dass Praesident Duterte zum ersten Mal Peking offen kritisiert fuer dessen Politik im Suedchinesischen Meer. Wenn ueberfliegende Flugzeuge, zuletzt ein philippinisches, dort gewarnt werden sie “gefaehrden die Sicherheit eines chinesischen Riffs. Verlass dies sofort und bleib fort, um Missverstaendnisse zu vermeiden”, dann sieht er da eine Gefahr, wenn irgendein heiszbluetiger Kommandant den Abzug zieht. In Richtung China sagte er: “Sie muessen das ueberdenken, weil das eines Tages ein Brennpunkt werden koennte… Du kannst nicht eine Insel schaffen, sie ist von Menschen gemacht, und du sagst dann, dass der Luftraum ueber dieser kuenstlichen Insel dir gehoert. Das ist falsch, denn die Gewaesser dort betrachten wir als internationale See.

Duterte weisz ganz genau, dass er sich an einem hoechst gefaehrlichen Rand befindet.



Gemaesz “GMANews”, “CNNPhil”, “Wikipedia”, “ManilaTimes”, “ManilaBulletin”, “PhilStar”, “SCMP” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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