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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Freitag, den 29. Juni 2018 

 

 

Klare Worte – Der US-Verteidigungs-Minister James Mattis sprach bei einem Besuch in Peking mit dem chinesischen Praesidenten Xi Jinping auch ueber das Suedchinesische Meer. Hierzu sagte Xi: “Unser Standpunkt ist fest und klar wenn es um Chinas Souveraenitaet und territoriale Einheit geht. Kein Zoll, der von unseren Vorvaetern auf uns gekommen ist, kann preisgegeben werden, wie auch wir nichts von anderen fordern.

Das kann man drehen und wenden wie man will, in jedem Fall hatte Praesident Rodrigo Roa Duterte Recht, als er den Haager Schiedsspruch zur “Nine Dash-Line” erstmal in die Schublade legte, egal wie sich die Opposition darueber aufregt.

Vergesst das Suedchinesische Meer! Die USA fangen deswegen keinen Krieg mit China an, und fuer die Philippinen gilt allein die Strategie: Verstaendigung mit China.



Klare Worte… – …fand auch der Berater der NDFP (National Democratic Front of the Philippines) Jose Maria “Joma” Sison, der noch an der Verschiebung der Friedens-Gespraeche durch Praesident Duterte knabbert: “Ausgehend von den Folgerungen aus der momentanen Sackgasse, kann die NDFP nicht laenger mit einer [Regierung] verhandeln, die von Duterte gefuehrt wird. … Solange er die GRP (Government of the Republic of the Philippines) fuehrt, kann das philippinische Volk, besonders die Unterdrueckten und Ausgebeuteten, keinen Nutzen von Verhandlungen mit dem Duterte-Regime erwarten.” Sison sieht eher Erfolg darin, sich an der Bewegung zum Sturz Dutertes zu beteiligen, und mit der folgenden Regierung zu verhandeln.

Von Journalisten auf Sisons Absage angesprochen, sagte Praesident Duterte gestern am Rande eines Jahrestages des Verbandes der Vize-Buergermeister in Panglao, Bohol: “Ich bin hier als Beamter der Regierung und meine Hauptaufgabe ist, den Frieden im Land zu suchen und zu finden. Wenn die mit mir nicht sprechen wollen, dann ist das in Ordnung. Ich hab kein Problem damit. Also setzen wir den Krieg fort.

Ich glaube, dass Sison da unwillentlich dem Militaer und der Polizei in die Haende spielt, die den Gespraechen skeptisch gegenueberstanden, weil sie sahen, dass die NPA (New People’s Army) zerfaellt. Ganze Gruppen ergeben sich, weil sie es satt haben von Oelsardinen in Tomaten-Sosze zu leben und durch den Dschungel zu fliehen, und lieber dem Terror abschwoeren und sich den Sozialisierungs-Angeboten der Regierung anschlieszen. Was uebrig bleibt, sind ein paar Moerder- und Erpresser-Banden, mit denen Militaer und Polizei auch bei erfolgreichen Friedens-Gespraechen weiter zu tun haetten. Die haetten sowieso weitergemacht, weil kein Mensch auf Sison hoert.

Das beste Beispiel dafuer ist die BIFF (Bangsamoro Islamic Freedom Fighters). Sie hat sich von der MILF (Moro Islamic Liberation Front) abgespalten, als die mit der Regierung ernsthaft das Thema Frieden anging. Waehrend die MILF heute um das BBL (Bangsamoro Basic Law) kamepft, kaempft die BIFF an der Seite des IS (Islamic State), weil sie keinen Frieden will. Solche Splitter duerfte es auch in der NPA geben, die nichts mehr mit “dem Volk” zu tun hat, wenn sie damit jemals zu tun hatte. Gegruendet wurde sie als “Steuer-Eintreibungs-Behoerde” der CPP (Communist Party of the Philippines), die die “Revolutions-Steuer” erpresste, weil der CPP als Terror-Bande alle Konten eingefroren wurden.

In dem Sinne ist Sisons Absage der Friedens-Gespraeche das Beste, was den Philippinen auf dem Weg zum Frieden geschehen konnte. Der liegt nun in den Haenden des Militaers.

Das laute Schweigen – Nun dachte ich gestern, dass es sehr vernuenftig sei, wenn Sara Duterte-Carpio, die Tochter des Praesidenten meint, man solle dem einfach nicht zuhoeren, wenn er die Bibel interpretiert. Da ist Senator Panfilo “Ping” Lacson anderer Meinung: “Wenn er spricht, hoeren Filipinos ihm aus verschiedenen Gruenden zu – einige warten auf Fehler, sodass sie Gelegenheit haben ihn zu kritisieren; andere wollen informiert werden, sodass sie lernen und von seinen politischen Aussagen geleitet werden; der Rest will vielleicht einfach nur unterhalten werden und einen guten Tag haben. … Auf jeden Fall aber hoeren wir alle zu.

Praesident Rodrigo Roa Duterte sah das gestern in Panglao, Bohol, so aehnlich, als er vor Vize-Buergermeistern sprach, “PTV” und “CNNPhil” waren live dabei. Er meinte, es werde eine Zeit geben zu sprechen, und er werde sprechen, aber nicht jetzt. Nun wolle er still sein, wo er den Baum geruettelt hat, um zu sehen wie die Nation reagiert. Er wiederholte spaeter vor Journalisten, dass er gern von Zeit zu Zeit den Baum schuettelt. Auf das Ansinnen angesprochen, sich fuer seine Aussagen zu Gott zu entschuldigen, lehnte er dies entschieden ab, “not in a million years!

Tatsache ist jedoch, dass nun – quasi um den schweigenden Praesidenten herum – aber wirklich jeder etwas zu der Sache zu sagen hat. In seiner Kolumne in “The Manila Times” stellt Rigoberto Tiglao schon in der Ueberschrift fest “Hoppla, Dutertes Kritiker zeichnen ihn als den neuen Rizal”. Ich hatte neulich auch auf die Paralle zu dem philippinischen National-Helden hingewiesen, was die Kritik an der Kirche angeht.

Tiglao fuehrt das weiter aus und weist auf die gestrige Kolumne des Francisco Tatad hin – eine erz-liberale Dumpfbacke – der auch in der “Times” schreibt und sich fragte, ob man Duterte nicht mit Exkommunikation und Exorzismus beikommen solle. Tiglao zitiert dazu einen Brief des Jose Rizal, dem genau dies drohte, und der dazu an den befreundeten protestatischen Pastor Karl Ullmer in Heidelberg schrieb: “Ich habe mein Land wegen meines Buches verlassen. Das philippinische Publikum begrueszt Noli me tangere herzlich; die Auflage ist fast ausverkauft. Der General Gouverneur zitierte mich und bat um eine Kopie. Die Brueder waren hoechst aufgeregt. Sie wollen mich verfolgen, aber sie wissen nicht, wie sie mich kriegen koennen. Der Erzbischof drohte mich zu exkommunizieren.

Die Kirche war die treibende Kraft, die gegen Rizal war, und das hatte einen guten literarischen Grund. Zur Rezeption des “Noli me tangere” schreibt Tiglao: “Kein Mensch erinnert den Namen irgendeiner militaerischen Figur im Noli. Die meisten Filipinos erinnern aber Padre Damaso (Verdolagas), den hassenswerten Schurken, der Maria Clara zeugte, als er deren Mutter vergewaltigte. Hassten die Brueder Rizal so, weil er der Erste war, der in Worte fasste, was waehrend der Zeit wohlbekannt war, dass die Brueder Sex-Teufel waren?

Im Gegenatz zu Rizals Darstellung zu seiner Zeit, findet Tiglao, sind Dutertes Anmerkungen zu Kirche und dem Schoepfer-Gott “geradezu harmlose, freundliche Neckereien in geselliger Runde.

Dass die Kirche mit Rizal noch nicht durch ist, so Tiglao, zeigt auch ein “Statement of the Philippine Catholic Hierarchy on the Novels of Dr. Jose Rizal”, mit dem Kardinal Rufino Santos 1956 ein Gesetz zu verhindern suchte, dass Rizals Romane zur Pflicht-Lektuere der Kolleg-Stufe machte. In dem Schreiben fuehrt er aus, dass Rizals Romane so ziemlich jedes katholische Dogma anzweifeln, sich gegen die Sakramente ausspricht und selbst die Verehrung der Jungfrau und der Heiligen herabwuerdigt. Das Schreiben blieb – Gott sei Dank! sag ich da mal – erfolglos: Rizal ist hier Pflicht-Lektuere.

In dem Sinne schlieszt Tiglao: “So wie Rizals Romane eine nationale Revolution inspirierten, hoffe ich, dass Dutertes Worte eine aehnliche, vielleicht subtilere aber mehr welt-bewegende Revolution inspirieren – gegen die Oligarchie, der die Kirche vornehmlich dient.

In diese Kerbe haut auch Adam Garrie in “Eurasia Future”. Er schreibt unter der Ueberschrift “Duterte reiht sich ein in die Raenge heroischer anti-kolonialer Fuehrer und Aktivisten, die die imperialistische Sicht Gottes ablehnen und sich dem wahren Glauben zuwenden.” Der Artikel ist zu lang, ihn zu referieren, und von den vielen Zitaten, die Garrie da bringt als Appetizer nur dies von Jomo Kenyatta, Premier und Praesident von Kenia: “Als die Missionare kamen, hatten die Afrikaner das Land, und die Missionare hatten die Bibel. Sie lehrten uns mit geschlossenen Augen zu beten. Als wir sie wieder oeffneten, hatte sie das Land und wir hatten die Bibel.

Das liest sich alles sehr gut und geht runter wie Butter, allein, ich bin da skeptisch.

Glaube ist zaeh, was man nicht zuletzt an Duterte selbst sieht. Nun ist er 73 Jahre alt und mit dem Thema immer noch nicht durch. Ich kann auch schlecht einschaetzen, ob er die Diskussion an seine Person haengen will. Sein Sprecher Harry Roque verwies mehrmals darauf, dass Duterte als Schueler von einem Priester sexuell belaestigt wurde. Der Priester soll inzwischen schon verstorben sein, meist legen Staatsanwaelte einen Akt dann beiseite, und das ist kein Hintergrund fuer seine Suche nach Gott. Ich halte ihn fuer einen Suchenden, der ich auch mal war. Im Religions-Unterricht in der Schule wurde ich zwar nicht belaestigt, aber wirklich die einzige Ohrfeige, die ich am Gymnasium erhielt, kam hinterruecks von einem Religions-Lehrer. Das ist eine nette Anekdote, hatte aber nichts mit meinem Philosophie-Studium zu tun, bei dem ich dann den Glauben verlor. Mit sich in’s Reine zu kommen und festzustellen, wo man selbst aufhoert zu fragen, ist eine grundsaetzlichere Angelegenheit.

Wenn aber Duterte das zu einem politischen Thema machen will, hielte ich das fuer unklug. Da waere er besser beraten, sich nach dem preuszischen Koenig Friedrich II. zu richten, der sich als erster Diener seines Staates verstand, wie Duterte sich ja auch sieht. Friedrich notierte an den Rand einer Eingabe, die roemisch-katholischen Schulen wegen ihrer Unzutraeglichkeit wieder abzuschaffen: “Die Religionen muessen alle toleriert werden, und muss der Fiskal nur das Auge darauf haben, dass keine der anderen Abbruch tue, denn hier muss ein jeder nach seiner Faszon selig werden.

Wie Duterte zu Sisons Absage sagte, dass er sich um den Frieden kuemmern muss, so muss er auch unter den Gemeinden fuer Frieden sorgen – und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.



Gemaesz “InterAksyon”, “PTV”, “CNNPhil”, “Xinhua”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “EurasiaFuture”, “Wikipedia” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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