…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Montag, den 04. Juni 2018
Der Kuss – Praesident Rodrigo Roa Duterte sprach gestern ab 16:30 Uhr fast zwei Stunden lang in Seoul, Sued Korea, zur philippinischen Gemeinde dort. Ich hab mir das bei “PTV” live angeschaut, auch wenn ich nur die Haelfte verstanden habe – ich kann kein Tagalog. Dafuer gibt es Zeitungen, und die Reden des Praesidenten sind auch so ein Genuss. Ich bedauere Menschen im westlichen Ausland, die das nicht sehen koennen, sondern nur die Schnipsel bei “CNN” zu Gesicht kriegen, in denen er “Schlimmes” oder “Unanstaendiges” tut oder sagt, was dann auch gleich weggebeept wird.
Sachlich liesz er sich ueber den Tagebau aus, den er zum Ende des Jahres verbieten will, wenn die Erz-Schuerfer sich nicht Grundlegendes zur Renaturierung der zerstoerten Landschaft einfallen lassen. Hier wirkt deutlich das Erbe der Ex-Umwelt-Ministerin Gina Lopez nach. Duterte stand voll hinter ihr, auch als die Bestaetigungs-Kommission sie im Mai 2017 durchrasseln liesz. Er hat sie nicht wieder eingesetzt. Duterte haelt sich an Spielregeln, aber er setzt mehr oder weniger ihre Politik fort. Vielleicht beiszen nun einige der Minen-Lobbyisten vor Wut in den Teppich, dass sie nicht Lopez im Amt belassen haben, denn Duterte ist da wesentlich entscheidungsfreudiger als Lopez. Dazu faellt mir ein Sprichwort mit Regen und Traufe ein, und irgendwo hab ich mal den huebschen Spruch gelesen, dass jemand, der aus der Pfanne huepfte, weil es ihm zu heisz wurde, dann ins offene Feuer fiel.
Weil Duterte ja vor OFWs (Oversea Filipino Workers) sprach, kam er auch auf die Krise mit Kuwait zu sprechen, und da wandte er sich nun dort in Soeul oeffentlich an die Kuwaitis, um sich fuer seine Ausdrucksweise zu entschuldigen. “Zum ersten Mal wuerde ich sagen, dass ich harsch in meiner Sprache war. Vielleicht war das Folge eines emotionalen Ausbruchs, aber ich moechte mich nun entschuldigen. Ich bedauere die Sprache, die ich gewaehlt habe. Ich bin sehr zufrieden mit der Art, wie ihr auf die Probleme meines Landes reagiert habt. … Ich glaube, ich geh dahin. Ich moechte ihnen fuer ihr Verstaendnis fuer uns danken, dass sie uns weiter vertrauen und praktisch all unsere Forderungen erfuellt haben. … Ich geh dahin, und wenn es nur fuer ein paar Stunden ist.”
Dann wiederholte er den Sarkasmus, den er schon ich weisz nicht wann mal brachte, als er ueber den gescheiterten Kauf von 23 Bell Hubschraubern in Kanada erzaehlte. “Wisst ihr, wir hatten sie schon. Wir haben Bell Hubschrauber in Kanada bestellt. Sie sagten uns, wir liefern die Bell-Hubschrauber, aber ihr duerft sie nicht gegen eure eigenen Buerger einsetzen.” Sie duerften nur als Ambulanz verwendet werden. “Will ich 23 Ambulanz-Hubschrauebr kaufen? Wo krieg ich all die Toten her, um sie zu transportieren?” Als er das an anderer Stelle mal brachte, fragte er, ob er die selbst erschieszen soll. Den Nebensatz liesz er hier aus, aber klar ist, dass er die Hubschrauber braucht, um den IS (Islamic State) und die NPA (New People’s Army) zu bekaempfen. Er ueberlegt nun, ob er die nicht besser in Sued Korea kauft.
Dann hat Duterte wieder ein Buch gelesen, das sich mit den Machenschaften der Kirche hier befasst – Aries Rufo, “Altar of Secrets: Sex, Politics, and Money in the Philippine Catholic Church” – und damit kam er bei meiner Frau gar nicht gut an. Sie laesterte so lange, bis ich ihr sagen musste, dass de Lima, Robredo und Sereno alle stets mit einem Gefolge von Priestern und Nonnen auftreten, um Duterte als Massenmoerder, Tyrann, Demagogen und weisz der Henker was herunter zu machen, und alle naselang wettert irgendein Kardinal oder Erzbischof von der Kanzel herab gegen den Anti-Christen. Da sei es nur fair, wenn der sich wehrt, und ueberhaupt muss die katholische Kirche sich sagen lassen: wer austeilt, muss auch einstecken koennen. Da war dann Ruhe, und sie hatte etwas anderes im Haus zu tun, als dem Teufel weiter zuzuhoeren.
So bekam meine Frau nicht mit, dass Duterte gegen Ende seiner Rede anbot, das Buch gegen einen Kuss in’s Publikum zu verschenken: “Kein Mann. Ihr muesst mit einem Kuss bezahlen. Seid ihr bereit zu kuessen?” Zwei junge Frauen meldeten sich, er gab ihnen das Buch, er hatte wohl nur ein Exemplar und ermahnte sie, das Buch nacheinander zu lesen, und dann forderte er den Kuss. Waehrend eine ihm rasch ein Bussi auf die Wange gab, war die andere einverstanden – nachdem Duterte sie gefragt hatte, ob sie Single sei, und sie antwortete, einen Freund zu haben – dass er ihr ein Kuesschen auf die Lippen hauchte, wozu das Publikums johlte “seal it with a kiss”.
Heute habe ich dazu eine kurze Meldung im “Manila Bulletin” gefunden, waehrend laut “PhilStar” Social Media-Posts das als “offensive” verurteilen. Wie ich den Laden kenne, wird diese “Ungeheuerlichkeit” sich rumsprechen und von der “#MeToo”-Bewegung als sexuelle Noetigung vermarktet und der Frauenfeind Duterte mit Harvey Weinstein gleichgesetzt – und das wird dann auch wieder alles sein, was Leser im westlichen Ausland von Dutertes Rede in Soeul zu lesen bekommen.
Aehnlich laeuft das auch… – …mit Dutertes Bemerkung zu dem UN-Berichtertstatter Diego Garcia-Sayan, der die Unabhaengigkeit der Justiz in den Philippinen in Gefahr sah, nachdem die Fake-Richterin Maria Lourdes Sereno von ihren Kollegen aus dem Obersten Gericht gejagt wurde. Duterte sagte in seiner Richtung, er solle zur Hoelle fahren. Dazu liest man zum Beispiel im “Handelsblatt”, dass es dabei um den “Sturz der Obersten Richterin” gehe – sie wurde nicht gestuerzt, sondern wegen fehlender Qualifikation fuer das Amt wurde ihre Einstellung von ihren Kollegen als nichtig erklaert – und dass Duterte “sie zuvor oeffentlich scharf kritisiert haette” – er hat sie nicht “zuvor kritisiert”, sondern nachdem sie von ihren Kollegen vor die Tuer gesetzt wurde, verleumdete sie den Praesidenten oeffentlich, der Urheber zu sein. Daraufhin, also weit danach, griff Duterte sie in einer Rede an und erklaerte sie zu seinem Feind. Aber – wen in Deutschland interessieren schon Details?
In der “South China Morning Post” findet sich dazu eine “Associated Press”-Meldung, die aehnlich der Version im “Handelsblatt” klingt. Die werden auch immer westlicher.
In dem Zusammenhang ist interessant, dass der in Angelegenheiten des Obersten Gerichts stets gut informierte Jomar Canlas heute in “The Manila Times” auf der Titelseite schreibt, dass das Oberste Gericht den Antrag der Fake-Richterin sein Urteil zu ueberdenken, vermutlich verwerfen wird, da sie in ihrer umfangreichen Eingabe kein einziges neues Argument braechte.
Interessant war an der “Hoellenfahrt” dagegen der Artikel von Adam Garrie gestern in “Eurasia Future” mit der Ueberschrift “Wenn Duterte auslaendischen Stoerenfrieden raet ‘Fahrt zur Hoelle’, dann stimmt er den Schlachtruf fuer alle Entwicklungs-Laender an”. Garrie beklagt die doppelten Standards des ICC (International Criminal Court), die gern gegen die Dritte Welt vorgehen. Verurteilt wurden bisher fast nur afrikanische Staaten, und Duterte habe voellig Recht, wenn er sich nun gegen diese “koloniale Mentalitaet” der Institution wehrt und sagt: “Ich werde jeden unter diesem Vertrag [das Roemische Statut, das den ICC gruendet] ueberzeugen, da rauszugehen. Es ist kein Dokument, das von irgendwem vorbereitet wurde, es wurde von der EU eingebracht.” Und so schlieszt Garrie seinen Artikel: “In Zeiten, in denen alte Kolonialmaechte ihre hinterhaeltigen Plaene bezueglich der Entwicklungslaender nicht aufgegeben, sondern lediglich nationale Institutionen der Ausbeutung durch internationale Institutionen ersetzt haben, tut es Not fuer jeden wuerdigen Vertreter eines Entwicklungslandes fuer seine Nation einzutreten in aeuszerster Klarheit, Stolz und Entschiedenheit. Genau dies hat Duterte getan, wenn er einer Person, die ein korruptes internationales System repraesentiert, sagt, ‘sie moege zur Hoelle fahren’.”
Gemaesz “PTV”, “ManilaTimes”, “ManilaBulletin”, “PhilStar”, “Handelsblatt”, “EurasiaFuture”, “SCMP” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.
Danke für deine Presseschau, endlich bekommt man verlässliche Informationen über die Philippinen und ihren Präsidenten.