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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Montag, den 23. April 2018

 

60 Tage… – …gab Praesident Rodrigo Roa Duterte seinem Friedensberater Jesus Dureza und der Fuehrung von CPP/NPA/NDFP (Communist Party of the Philippines/New People’s Army/National Democratic Front of the Philippines), um die Friedens-Gespraeche wieder aufzugreifen. Der im Exil lebende CPP-Gruender und politische Chef-Berater der NDFP, Jose Maria “Joma” Sison, begrueszte das. Das war am 4. April, am naechsten Tag war es in den Zeitungen. Ich schrieb damals, dass ich dem Braten nicht traue. Unterstuetzung fuer meine Meinung fand ich 10 Tage spaeter, als Sara Duterte Carpio, Buergermeisterin von Davao, erklaerte: “Die Geschichte lehrt uns, dass der kommunistischen Bewegung nicht vertraut werden kann”, und sie riet ihrem Vater und Landesherrn, die Gespraeche mit den Kommunisten nicht wieder aufzunehmen.

 

 

Nun ist wieder eine Woche in’s Land gegangen, und in einer Rede zum 24sten Jahrestag der Vereinigung der Nationalen Motorrad-Klubs in Legazpi, Albay, sagte Praesident Duterte am Samstag: “Ich spreche zu Sison jetzt. Es ist eine On- und Off-Angelegenheit. Vielleicht haben Polizei und Militaer da Bedenken, aber ich hab dir schon gesagt, ich bin kein Praesident, der ein Soldat ist, und ich bin kein Praesident, der ein Polizist ist. … Meine Pflicht, meine fundamentale Grund-Pflicht ist, dafuer zu sorgen, dass es im Land friedlich zugeht. … Nutze diese 60 Tage. Wenn es gelingt, wuerde ich zuerst Gott danken, und dem philippinischen Volk, und dem Militaer, und der Polizei, und – fuer ihr Verstaendnis.

Ich hatte mal geschrieben, diese 60 Tage seien eine nette Geste, die Bereitschaft des Praesidenten zum Frieden zu zeigen, aber das koenne nichts werden. Duterte stellt Bedingungen, Sison hat Bedingungen bisher stets abgelehnt. Fraglich ist, welches Gewicht Sison hat, der, seit er von “Cory” Aquino aus der Haft entlassen wurde, im Exil in Utrecht lebt. Kann er den Warlords der NPA hier vor Ort sagen, was sie tun und lassen sollen? Und will er das ueberhaupt? Am Samstag aeuszerte er zum 45sten Jahrestag der NDFP: “Doch, ach, Duterte hat seine Versprechen nicht erfuellt. In seinem zweiten Jahr an der Macht, wurde er feindlich gegenueber der NDFP und beendete die Friedens-Verhandlungen. Wir haben auf seine Aktionen gebuehrend geantwortet.

Das Entscheidende dabei ist jedoch, dass es gar nicht darauf ankommt, was ich davon halte, oder wie Sison seine Propaganda betreibt – markiges Reden ist auch nur eine Verhandlungs-Strategie. Wichtiger ist, was der Soziologe Max Weber in “Politik als Beruf” vor fast hundert Jahren schrieb: “Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmasz zugleich.

Duterte hat das verstanden. Manchmal sehe ich das auch so, aber manchmal bin ich auch blind.

Einen Tag bevor diese “60 Tage” in die Nachrichten kamen, fragte ich hier in meinem Blog, was Duterte noch alles aufraeumen soll, was ihm die Aquino-Gang an Problemen hinterlassen hat. Das sei eine unendliche Arbeit, die er da Tag fuer Tag angeht – ganz wie Sisyphos. Und ich zitierte den Philosophen Albert Camus, dessen “Mythos von Sisyphos” mit den Worten schlieszt: “Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufuellen. Wir muessen uns Sisyphos als einen gluecklichen Menschen vorstellen.

Ich kam aber am naechsten Tag nicht auf die Idee, als ich das mit den “60 Tagen” las, dass dies der naechste Stein war, den Sisyphos-Duterte waelzen wollte, das naechste Brett, das es zu Bohren galt.

Ich habe Duterte unterschaetzt.

Er hat mehr “Leidenschaft und Augenmasz”, den Blick fuer das Angesagte, als mir als unbetroffenem Beobachter in den Sinn gekommen waere. Ich hab noch nie einen NPA-Rebellen gesehen. Ich lese davon in Zeitungen. Ich musste noch nie aus einem Bus aussteigen, der dann von den Rebellen abgefackelt wurde. Das Einzige, was ich hier mitkriege, sind die Kontrollen an den Straszen, so wie gestern, als wir von einem Besuch in Polomolok nach GenSan zurueckkamen. Man laesst das Fenster runter, grueszt den Soldaten, der in’s Auto schaut, und – das war das Kriegsrecht in Mindanao, wie ich es erlebt habe. Ich weisz, das Kriegsrecht in Mindanao wurde wegen Marawi verhaengt, aber man muss schon ziemlich blauaeugig sein zu glauben, dass die Verlaengerung nichts mit der NPA zu tun gehabt haette.

Den Frieden, in dem ich hier in GenSan lebe, will Duterte im ganzen Land haben. Er ist nicht mehr Buergermeister von Davao. Er ist der Praesident der Philippinen. Und diesen Frieden erreicht man nicht, wenn man in der “State of the Nation Address” auffordert, nun die Jahrzehnte von Hinterhalten und Scharmuetzeln zu beenden, die Hand zum Frieden reicht, und dann eingeschnappt ist, wenn das nicht so glatt geht. Es braucht mehr, um Praesident eines Landes zu sein. Es braucht “Leidenschaft und Augenmasz”. Dazu wird man ab und an etwas beiseite schieben oder auch mal runterschlucken muessen, aber man muss dranbleiben. Jeden Tag, und dann kann man sich den Praesidenten vielleicht auch als “einen gluecklichen Menschen vorstellen.

Von den 60 Tagen sind bereits 18 Tage vergangen, ohne dass ich eine Bewegung in der Sache mitbekommen haette. Im Gegenteil, grad lese ich, dass am Samstag bei einem Scharmuetzel mit dem Militaer in Davao del Sur zwei NPA-Rebellen um’s Leben kamen; einer ein hochrangiger Fuehrer, Julito Pueblas, alias Taghoy. Aber ich will nun nicht weniger geduldig sein als der Praesident.

 



 

Viel Geduld braucht es auch… – …das Treiben der Opposition ohne den einen oder anderen Wutanfall zu verfolgen. “Ich bin total sauer (I’m fuming mad) auf das Europaeische Parlament und die Liberale Partei” – schreibt Rigoberto Tiglao heute ueber seine Kolumne in “The Manila Times”. Er sieht die Liberalen hinter der Resolution, mit der das EU-Parlament kuerzlich nach Meinung von Auszen-Minister Alan Peter Cayetano eine rote Linie ueberschritten hat. Ich meinte, dass die Sozialisten dahinter stecken, aber am Ende ist das gleichgueltig, wenn es dazu fuehrt, dass diese Resolution hier Wasser auf die Muehlen von Senator Antonio Trillanes in seinem Kampf gegen Praesident Duterte ist. Trillanes verkuendet: “Die Duterte-Regierung luegt offen die Welt-Gemeinschaft an und entfremdet sich folglich selbst, wann immer sie die Existenz von Tausenden auszergerichtlicher Toetungen ableugnet. Die ganze Welt weisz davon, und diese Toten wurden bezeugt und dokumentiert von zahlreichen glaubwuerdigen Sektoren, Individuen und Organisationen im In- und Ausland.

Das ist zumindest eine kuehne Behauptung, die nur daran krankt, dass zum Beispiel in den Bedenken des US-Auszen-Ministeriums zur Menschenrechts-Lage in den Philippinen von um die 4 Tsd Toten die Rede war, was auch zu Aussagen der PNP (Philippine National Police) passt, waehrend das EU-Parlament von 12 Tsd Toten redet. Tiglao zaehlt noch ein paar andere Zahlen auf, die dieser oder jener in die Debatte geworfen hat, die alle jedoch ab 7 Tsd aufwaerts sich von “Rappler” herleiten, der das mal in die Welt gesetzt hat, indem er alles aufaddierte, was zu dem Zeitpunkt nicht natuerlichen Todes gestorben war. Das kam irgendwann bei ”Reuters” an, und seither verbreiten sich die Toten weltweit.

Man muss also unterscheiden, wer worueber redet. Und so ist auch wichtig, dass das US-Auszen-Ministerium “Bedenken hat”, aber Duterte nicht auffordert, mit dem Morden aufzuhoeren. Und man sollte auch beachten, dass das EU-Parlament nicht die EU-Kommission ist, die weiter Handel mit den Philippinen zu gehabten Bedingungen treibt und aus neuen Vertraegen Klauseln entfernt, die als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Philippinen aufgefasst werden koennten. Die EU-Kommission macht die Politik, das EU-Parlament ist eine Schwatzbude, wo jeder mal was sagen darf – so wie hier Trillanes.

Wichtiger ist, da komme ich auf das oben Gesagte zurueck, das “starke langsame Bohren von harten Brettern”. Praesident Duterte schert sich nicht um Geplapper. Er will Frieden im Land und mit seinen Nachbarn. Mit dem Rest der Welt will er Handel treiben und auf Augenhoehe reden. Wenn die das nicht koennen, ist das nicht sein Problem.



Gemaesz “ManilaTimes”, “PTV”, “ManilaBulletin”, “CNNPhil”, “PhilStar” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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