…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Dienstag, den 23. Januar 2018
Mt. Mayon… – …war verstaendlicherweise am wichtigsten gestern und hat es nicht nur bis in die “South China Morning Post” gebracht, sondern “CNNPhil” unterbrach die Live-Uebertragung der Senats-Untersuchung zu “Dengvaxia” dafuer, und “GMANews” blendete als kleines Bild den Asche-speienden Vulkan nebenher in die Uebertragung ein. Ein groeszerer Ausbruch wird erwartet. Ob und wann der kommt, laesst sich leider nicht so genau sagen, wie man das von nahenden Taifunen kennt.
Das andere Thema… – …wenn ich heute mal mit der Auslands-Presse beginne, das es in die “Straits Times” und in die “Washington Post” gebracht hat, ist ein Kommentar in der chinesischen “People’s Daily”, der sagt, es sei Schuld der USA, wenn China das Suedchinesische Meer militarisiert. Konkreter Anlass ist “USS Hopper”, der innerhalb 12 See-Meilen an Scarborough Shoal vorbeifuhr. “Ein US-Schiff, das mutwillig Streit provoziert, ist gefaehrlich”, schreibt “People’s Daily”, und warnt: “Wenn die betreffende Partei noch einmal grundlos Aerger macht und Spannnungen erzeugt, dann kann sie China nur zu einer Schlussfolgerung bringen: dass, um ernsthaft den Frieden im Suedchinesischen Meer zu wahren, China seine Kraefte dort staerken und beschleunigt ausbauen muss.”
Die Philippinen halten sich bedeckt. Der Sprecher des Praesidenten, Harry Roque: “Wir haben einen Punkt erreicht, wo wir unabhaengige auswaertige Beziehungen haben, und ein Problem Amerikas ist nicht weiter ein Problem der Philippinen.” Diese Antwort erachtet Direktor Jay Batongbacal von der Universitaet der Philippinen als problematisch, denn “sie koennte bewertet werden als Zustimmung zu Chinas Aussage. … Waere ich China, wuerde ich das philippinische Schweigen als Beweis gegen ihre Ansprueche bewerten.”
Ich habe neulich schon mal geschrieben, dass das Suedchinesische Meer de facto China gehoert, da kann reden wer will. Praesident Rodrigo Roa Duterte scheint sich damit arrangieren zu wollen und setzt auf “guten Willen”. Das muss man unter dem Stichwort “aus der Not eine Tugend machen” hinnehmen. Einen Krieg muss man sich leisten koennen. Die Philippinen koennen nicht, und ob die USA koennen, wo sie im Moment nicht mal ihre Nationalpark-Waechter bezahlen, seh ich auch nicht so recht ein.
Wo ich grad bei Duterte bin – Er hat gestern wieder eine Rede gehalten. Ich wurde davon ueberrascht, als in “GMANews” die Live-Uebertragung zum “Dengvaxia”-Skandal ohne Ansage endete und der Praesident in Mawab, Compostela Valley, zu sehen war, wo er zu verwundeten Soldaten sprach und, so die Schlagzeile der “Manila Times” heute, denen sagte er: “Wenn ich meine Amtszeit auch nur um einen Tag verlaengere und ein Diktator werde – erschieszt mich. Das ist kein Spasz.” Er mahnte AFP (Armed Forces of the Philippines) und PNP (Philippine National Police) “weder mir noch sonstwem zu gestatten, an der Verfassung herumzupfuschen. Es ist euer Job, die Verfassung und das Volk zu schuetzen.”
Duterte braucht die Soldaten, denn es zeichnet sich ab, dass nicht nur immer noch versprengte oder verborgene Kraefte von Maute/IS zu bekaempfen sind, sondern da gibt es noch BIFF (Bangsamoro Islamic Freedom Fighters) und Abu Sayyaf, die dem IS Treue geschworen haben. Der Krieg war, deshalb ja das verlaengerte Kriegsrecht, mit dem Ende der Kampfhandlungen in Marawi nicht beendet, und dort ist man nicht mal mit dem Aufraeumen fertig.
Die naechste Auseinandersetzung ist die mit der NPA (New People’s Army), die kommt so sicher wie Weihnachten. Das Gute daran ist, dass der NPA Leute weglaufen, und man kann die Strategie der Regierung nur loben, die Kaempfer nicht nur mit Straffreiheit, sondern mit Haus, Land, Handgeld und Handy zu locken, die Waffen niederzulegen und dem Terror abzusagen. Zwei Gruende.
Zum einen ist Geldbeschaffung das Hauptproblem der NPA, deshalb die Erpressung oder, in ihrer Diktion, “Revolutionssteuer”. Dazu kommt, dass es Korruption offenbar nicht nur in der staatlichen Verwaltung, sondern auch bei der NPA gibt. Es sind arme Schweine, die da die Waffen strecken. Die leben nicht komfortabel im europaeischen Asyl und fantasiseren von dem “Sturm des ersten Quartals”, der hier nun ausbrechen soll. Eine historische Erinnerung an Unruhen 1970, die Jose Maria “Joma” Sison da ausgraebt, und von der Harry Roque sagt: “Das Problem mit ‘Joma’ Sison ist, dass er in der Historie stecken geblieben ist. Er hat sich nie ueber den Sturm des ersten Quartals hinausbewegt.” Und: “Wir widmen Joma Sison nicht viel Aufmerksamkeit. Ich hoffe er hat genug Enkelkinder, die seinem Aufruf folgen.” Nicht ganz so gut, aber offenbar bequem genug leben die Warlords hier, die die Fuszsoldaten fuer sich ins Gras beiszen lassen.
Der andere Grund, die Strategie der Regierung zu unterstuetzen, ist, dass es kostenguenstiger ist, jemanden “zu kaufen”, statt ihn durch den Urwald zu jagen, zu bekaempfen und dabei weitere Soldaten gefaehrdet, verwundet oder getoetet zu sehen. Es geht nur noch um Geld, die Ideologie kann “Joma” sich auf’s Klo haengen, also – kauft ihm die Leute weg, so billig ist kein Krieg.
So lobenswert diese Minderung der Kraefte der NPA auch ist, die laufen nicht alle ueber. Also wird es Kaempfe geben, und deshalb spricht Duterte zu Soldaten und macht zusaetzliche Gelder fuer die Rehabilitation locker. Er sprach zu Verwundeten, und da gab es Beifall an der Stelle.
“Dengvaxia” also… – …war das gestern im TV oefter unterbrochene Thema, zu dem es eigentlich nichts Neues gab. Der ehemalige Gesundheits-Minister Enrique Ona beschuldigt seine Nachfolgerin Janette Garin und das von ihr gefuehrte DoH (Department of Health) seien “allein verantwortlich fuer alle Entscheidungen, die zu dem fuehrten, was sich zu einem groeszeren Gesundheits-Alptraum fuer das Land entwickelt hat.” Garin wehrt sich, und das wird irgendwann mal ein Gericht entscheiden.
Mir fielen zwei Dinge auf.
Zum einen, dass bei der Nachfrage des vorsitzenden Senators Richard Gordon, wer die notwendige Zulassung des Impfstoffes nun per Ausnahme-Regelung so rasch moeglich machte, einer auf den anderen zeigte. Ein Zeuge bracht Gordon in Rage, als er, noch gar nicht befragt, ein Statement abgeben wollte – “Was? Sie verteidigen sich schon, bevor Sie gefragt werden? Legen Sie das Papier weg, ich will Ihnen in die Augen sehen, wenn Sie auf meine Fragen antworten, also, wer hat Ihnen Anweisung gegeben, da eine Ausnahme zu machen? Legen Sie das Papier weg…” – das war jetzt Nacherzaehlung, ich hab kein Wortprotokoll der Szene – aber Gordon stand auf, ging zu dem Zeugen und nahm ihm das Papier weg, weil er keine Statements, sondern Antworten auf seine Fragen haben wollte. Gordon bezeichnete diese Hin- und Herzeigerei spaeter gegenueber dem derzeitigen Gesundheits-Minister Francisco Duque als “fehlende Organisation im DoH”, und dass er die, bitte, wieder hergestellt haben moechte. Es ginge im DoH um die Gesundheit des Volkes.
Zum anderen hatte Senatorin Risa Hontiveros ein Erfolgserlebnis, als auf ihre nun zum dritten Mal gestellte Frage an Sanofi, ob die die Kosten fuer die Behandlung faelschlich geimpfter Kinder tragen, wenn die an Dengue erkranken, der Vize-Praesident fuer Asien-Pazifik Thomas Triomphe Hilfe zusagte. Sie freute sich geradezu kaputt, dass sie endlich die gewuenschte Antwort bekommen habe. Es sollte jedoch bedacht werden, dass Triomphe ihr nicht einfach mit “Ja” antwortete, sondern er sagte: “Sollte es einen Fall geben im Bezug zu dieser Impfung, mit Tod oder anderem, werden wir die Kosten tragen, falls eine Kausalitaet durch wissenschaftlichen Beweis erbracht wird.” Das ist etwas anderes als die “Behandlung faelschlich geimpfter Kinder, wenn die an Dengue erkranken”, denn noch forschen Universitaeten, wie ein solcher Nachweis per Test erbracht werden kann. Sanofi wird nicht einfach zahlen, wenn man die Rechnung von Krankenhaus und Beerdigungs-Institut schickt.
Vom Umgang mit dem Tod – Auf der Web-Seite des Deutschen Philippinen-Klubs wunderte sich neulich jemand, dass bei einer Beerdigung Selfies gemacht wurden. Als Moeglichkeit sich weiter zu wundern, hier was mir meine Frau gestern berichtete.
Im Viertel ist der alte U. gestorben. Ich kannte ihn nur vom Sehen. Er kam morgens bei seiner Runde auch bei uns vorbei. Meine Frau ist aber mit Frau U. in der Gemeinde engagiert, und so war meine Frau bei der Totenwache, hat mit den anderen gebetet und dann, wie das bei Totenwachen ueblich ist, die Maenner spielen Karten und trinken “Red Horse”, die Frauen schwatzen und erzaehlen Witze. Die kennen sich alle sehr gut und wissen, dass U. ein Noergler war, mit seiner Frau gestritten hat, und so erzaehlte eine der Frauen dies:
Der alte U… kommt an die Himmelspforte, wo Sankt Peter mit dem Schluessel wacht, und Peter stellt ihm eine Frage, ob er auch in den Himmel darf. Sankt Peter fragt, wie das Wort “love” buchstabiert wird. Der alte U.: “l – o – v – e”. Okay, er darf in den Himmel. Nach ein paar Jahren, in denen er dort oben seine Runden dreht, kommt er am Tor vorbei, und Sankt Peter sagt zu ihm: “Komm, hier ist der Schluessel, pass du auf, ich muss mal eben. Wenn einer kommt, lass ihn ein Wort buchstabieren. Wenn er’s nicht kann, schick ihn einfach wieder weg!” Sankt Peter verschwindet um die Ecke, der alte U. wartet am Himmelstor, und da kommt seine Frau an die Himmelspforte. Da er den Auftrag hat, eine Frage zu stellen, verlangt er von ihr, sie soll das Wort “supercalifragilisticexpialidocious” buchstabieren.
An der Stelle bogen sich alle vor Lachen, auch die Witwe, Frau U., denn jeder verstand, dass der alte Noergler seine Frau im Himmel nicht bei sich haben wollte und sie deshalb diesen Zungenbrecher aus dem “Mary Poppins”-Musical buchstabieren liesz.
Das Leben geht weiter, und der Tod gehoert dazu.
Gemaesz “CNNPhil”, “GMANews”, “StraitsTimes”, “SouthChinaMorningPost”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “ManilaBulletin”, “PhilStar” u.a.
Diskutiert wird darüber im DER PHILIPPINISCHE EXPAT KLUB, in der Gruppe POLITIK!
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.