…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Sonntag, den 07. Januar 2018
“Als Déjà-vu… – …bezeichnet man ein psychologisches Phaenomen, das sich in dem Gefuehl aeuszert, eine neue Situation schon einmal erlebt, gesehen, aber nicht getraeumt zu haben”, lese ich in der “Wikipedia”. Ich will jetzt nicht rumraetseln, wie es heiszt, wenn man etwas liest, was man meint grad erst selbst geschrieben zu haben, aber das Gefuehl hatte ich, als ich heute morgen im “Manila Standard” las, dass das DOJ (Department of Justice) das Distrikts-Gericht in Valenzuela aufruft, einen Entscheid zu revidieren im Falle von Drogen-Schmuggel gegen Richard Tan und andere – es geht da um die aus der Senats-Untersuchung bekannten in Metall-Zylindern eingeschweiszten 600 kg Shabu. Richard Tan ist der Besitzer des Warenhauses, in dem das Shabu letztendlich entdeckt wurde. Tans Anwaelte argumentierten nun, dass Tan nicht wegen Einfuhr von Drogen belangt werden kann, weil die Einfuhr ja im Hafen stattfand und abgeschlossen war, welcher Argumentation Richterin Maria Nena Santis folgte und die Klage abwies.
“So nicht!” donnert das DOJ, das Shabu sei in Tans Warenhaus entdeckt worden, und das erinnert mich nun lebhaft an das, was ich gestern ueber Mary Jane Veloso geschrieben habe.
Die Falle des Thukydides – Der griechische Stratege und Historiker Thukydides (454 – 399 v. Chr.) schrieb in seinem Werk “Der peleponnesische Krieg” zum Ausbruch dieses Krieges: “Den wahrsten Grund freilich, zugleich den meistbeschwiegenen, sehe ich im Wachstums Athens, das die erschreckten Spartaner zum Krieg zwang.” Mit diesem Satz im Hinterkopf beschrieb der Harvard-Professor Graham T. Allison eine politische Falle, in der sich das wachsende China und die etablierte Supermacht befaenden, welche die USA in einen desastroesen Krieg zwingt, der letztlich zu ihrem Untergang als Supermacht fuehrt. Ob der Krieg wirtschaftlich oder blutig ausgetragen wird, bleibt offen, auf jeden Fall wird er finanziell ruinoes.
Nun sind wir nicht im klassischen Griechenland, sondern – und da faengt es an: befinden wir uns in chinesisch “Asia-Pacific” oder in amerikanisch “Indo-Pacific”? Diese rhetorische Differenz zwischen chinesischen und amerikanischen Politikern vor dem APEC-Gipfel in Da Nang und dem ASEAN-Gipfel in Manila im November 2017 wurde nie aufgeloest, auch wenn die Begegnungen der jeweiligen Parteien da ohne sichtbare Beschaedigungen verliefen.
Abgelenkt von dieser Falle des Thukydides wurden ich und andere von einer Auseinandersetzung zwischen Donald Trump und Kim Jong-un, wer den Groeszeren hat, also – Atom-Knopf, meine ich. Dass man der Falle aber nicht entwischt war, entnehme ich rueckblickend einer Reihe von Zeitungsartikeln, der ich jetzt erst nachging, nachdem mir Xi Jinping im TV bei einer breitwand-fuellenden Parade der chinesischen Volksbefreiungs-Armee aufstiesz.
6. Januar – “Manila Times”: Praesident Xi Jinping hat das chinesische Militaer aufgerufen, kriegsbereit zu sein und den Tod in Verteidigung des Vaterlandes nicht zu fuerchten.
6. Januar – “South China Morning Post”: Einen allumfassenden Krieg gegen China zu beginnen war oberster Punkt auf der Agenda von Trumps Stratege Stephen Bannon – liest man nun in dem Buch “Fire and Fury” von Michael Wolff.
5. Januar – “South China Morning Post”: Xi Jinping ruft zur Kampfbereitschaft auf als die Truppen massive Winter-Uebungen in ganz China beginnen.
5. Januar – “South China Morning Post”: Trumps neue Sicherheits-Strategie gegenueber China und Taiwan bedeutet “ohne Ruecksicht auf Verluste ~ gloves are off” in der US-chinesischen Rivalitaet.
3. Januar – “South China Morning Post”: Plant China Taiwan mit Gewalt bis 2020 zu nehmen? fragt ein Kommentar von Deng Yuwen, und er zitiert eine deutliche Drohung aus der chinesischen Botschaft in Washington zu moeglichen Besuchen von US-Kriegsschiffen in Haefen Taiwans: “Der Tag an dem ein US-Kriegsschiff in Kaohsiung ankommt, ist der Tag an dem unsere Volksbefreiungsarmee Taiwan mit militaerischer Gewalt einnimmt.”
31. Dezember 2017 – “Japan Times”: Der Leitartikel meint zum Jahr 2018: “Zentral fuer die Nord Korea-Frage und kritisch fuer die Zukunft der ganzen Region ist die Beziehung USA-China. Waehrend seines ersten Jahres im Amt hat Trump die harsche Anti-China-Rhetorik des Wahlkampfs aufgegeben und versucht mit Peking zu arbeiten. Der Versuch war weitgehend erfolglos und als Resultat wird die US-Politik gegenueber China rauher. Erwartet also, dass Washington eine zunehmend harte Linie gegenueber China in wirtschaftlichen Angelegenheiten faehrt, was die Regierung in Peking aergern wird. Der chinesische Fuehrer Xi Jinping ist mit neuer Macht ausgestattet nach dem erfolgreichen 19ten Kommunistischen Partei-Kongress und hat wenig Notwendigkeit – oder Neigung – solchen Affront hinzunehmen. Die geopolitischen Seiten bilden sich in Asien heraus und kein Land wird der Konfrontation ausweichen koennen.
Xis Festigung der Macht hat auch Folgen fuer die Beziehung China-Taiwan. Frustration macht sich in Peking breit, da die Regierung in Taipeh sich weigert dem Festland in dessen Politik entgegenzukommen. Xi hat klar gemacht, dass er ‘das Taiwan-Problem’ als Teil seiner historischen Mission loesen will. Nimmt man die Rolle Taiwans in der Beziehung USA-China, so koennten Probleme mit Washington und wachsende Ungeduld gegenueber Taiwan sich als leicht entzuendlich erweisen.”
Hier in den Philippinen schaut man besorgt auf das Suedchinesische Meer, obwohl man sich da wenig Sorgen machen muss: das gehoert jetzt China, nachdem die sich 2017 militaerisch dort eingerichtet haben. Die groeszere Gefahr waechst noerdlich der Philippinen: ist Taiwan der Koeder in der Falle des Thukydides?
Die wirklich wahre Welt… – …beginnt am Gartenzaun, wo man ueblicherweise die Nachbarn trifft. Die Welt ist nicht das Internet, Twitter oder facebook, nicht einmal die “Manila Times”, der “Spiegel” gleich gar nicht, auch wenn diese “Schein-Welten” versuchen, die wirklich wahre Welt durch ihr Bild wovon auch immer zu ersetzen. Sie handeln mit Nachrichten, und wer handelt, will erstmal Geld verdienen, danach kommt alles andere.
Unsere Welt besteht aber nicht aus Nachrichten, sondern aus Geschichten. Man kann Nachrichten nicht verstehen, das ist ein moderner Aberglaube, der sich insbesondere im Umgang mit AI (Artificial Intelligence) noch raechen wird, aber lassen wir das mal auszen vor. Wir Menschen verstehen immer nur Geschichten, und die muessen in’s Bild passen, und das beginnt und endet stets am Gartenzaun.
Wenn ich heute also die Schlagzeile der “Manila Times” lese, dass es keine Diktatur unter einer foederalen Regierung gibt, und sehe, dass Martin Andanar das gesagt hat, dann ist mir klar, dass der das als Kommunikations-Minister sagen muss. Es ist sein Job, der Opposition zu widersprechen, die mit der drohenden Diktatur nach dem Vorbild von Marcos, dem Buhmann liberalen Geschichts-Verstaendnisses, gegen die Regierung argumentiert.
Die Schlagzeile hat einen informations-technischen Gehalt von ich weisz nicht wieviel Bit, fuer mein Verstaendnis ist sie wertfrei, weil sie mein Bild von der Welt nicht beeinflusst. Denn zu dem Bild gehoert, dass Praesident Rodrigo Roa Duterte gesagt hat, dass eine Verlaengerung seiner Amtszeit nicht in Frage kommt. Das hab ich verstanden, das passt zu dem Bild, das ich mir von ihm in den letzten anderthalb Jahren gemacht habe.
Und wer sonst sollte an seine Stelle treten? Im Regierungs-Lager sehe ich da niemanden, und sollte der Fall eintreten, was das Schicksal uns ersparen moege, dass Vize-Praesidenten Leni Robredo in die Lage kommt, eine Rolle zu spielen, fuer die sie nun ueberhaupt nicht gebaut ist, dann waeren Drilon, de Lima und Trillanes das diabolische Trio, das die Faeden der Staats-Marionette in Haenden haelt – das waere die wirklich wahre Diktatur.
Und so warte ich ruhig am Gartenzaun ab, wie es ganz demokratisch weitergeht, denn, das geht bei dem weltweiten Nachrichten-Laerm leicht unter, Duterte ist der erste Praesident, der sich an Recht und Gesetz haelt. Und das ist viel wichtiger als die Frage, ob Kim Jong-un in Pyeongchang an der Ski-Abfahrt teilnimmt, wozu Trump noch nichts getwittert hat. Vielleicht kann er “Pyeongchang” nicht schreiben, oder kann er nicht Ski laufen? “’bot na lang ~ keine Ahnung!”
Gemaesz “Wikipedia”, “GMANews”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “SouthChinaMorningPost”, “JapanTimes” u.a
Diskutiert wird darüber im DER PHILIPPINISCHE EXPAT KLUB, in der Gruppe POLITIK!
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.