…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Mittwoch, den 08. November 2017
Dutertes naechstes Problem? – Ich weisz, ueber dieses “journalistische Fragezeichen” habe ich mich neulich erst aufgeregt, mit dem man Themen in die Welt setzt, vorsichtshalber ohne sie zu behaupten, da man ja darauf festgenagelt werden koennte – und nun benutze ich es selbst. Das Problem bei dem soeben erst ernannten Sprecher von Praesident Rodrigo Roa Duterte ist jedoch, dass Harry Roque drauf und dran ist, sich selbst zu dessen naechstem Problem zu machen.
Roque ist jemand der, ob erfolgreich oder nicht, den Mund fuer Duterte und gegen die Opposition weit aufmacht, und vielleicht war das der Grund, warum Praesident Duterte ihn zum Sprecher machte. Roques Art gefiele ihm, war zu lesen, und offenbar versprach er sich mehr von dessen forschem Stil als von der pastoralen Art des Vorgaengers. Ich selbst hatte den Eindruck zu kuenftigen Presse-Treffen: “Mit Harry Roque wird es hektischer werden, kann ich mir vorstellen.” Roque versprach dann auch, wenn man mit Steinen nach der Regierung wirft, ab sofort mit “hollow blocks” zu antworten. Das kam gut an, auch bei Jojo Robles, der im “Manila Standard” wuenschte: “Viel Glueck, Harry, mach ihnen die Hoelle heisz!”
Nun aber ist Jojo Robles enttaeuscht, wie er gestern in seiner Kolumne schrieb.
Ausgerechnet die “hollow blocks” werden Roque zum Verhaengnis. In einem Radio-Interview mit Roque schlug der mit-moderierende Pro-Duterte-Blogger Rey Joseph Nieto im Spasz vor, die “Rappler”-Reporterin Pia Ranada Robles (nicht verwandt mit Jojo Robles), eine Duterte-Kritikerin, solle mit “hollow blocks” attackiert werden. “Rappler” und seine Reporterin forderten darauf vom Rundfunk-Verband, der solle gegen Nieto und die Radio-Station vorgehen, die “das Leben der Reporterin bedrohen.” Der Nationale Journalisten-Verband forderte auf, Pia Robles und andere Journalisten nicht weiter zu belaestigen.
Zum naechsten Presse-Treffen brachte Roque dann “pan de sal” mit und sagte, dass Kritiker, die den Praesidenten “steinigen” in Zukunft mit Broetchen beworfen werden.
“Roque hat gekniffen (copped out),” schrieb Jojo Robles dazu, “und er wusste es.” Er habe sich vor einer Auseinandersetzung gedrueckt, die er selbst angezettelt hat, meint Robles und fragt sich, welche Verrenkungen Roque kuenftig machen wird, wenn es mal um wirkliche Probleme geht.
Nun, die Antwort darauf wissen wir schon: er rennt zum Praesidenten und petzt.
Denn nicht nur Jojo Robles war enttaeuscht ueber den Mangel an Rueckgrat angesichts eines Witzes, der Urheber des Witzes, Blogger Nieto auch. Prompt postete der in Social Media, die Ernennung von Roque zum Sprecher sei ein Fehler gewesen.
Roque darauf: “Ich werde dem Praesidenten sagen, dass Mr. Nieto gesagt hat, dass ich entlassen werden soll. Ich werde das dem Praesidenten uebermitteln.”
Ist das sein Ernst?
Ich erinnere mich an die aetzene Antwort, die ein Kollege von mir hoeren musste, als er unseren Chef einst fragte, wie er etwas tun soll. Der Chef: “Wenn ich Ihnen sagen wuerde, wie Sie das tun, dann wuerde ich ja Ihre Arbeit machen!”
Ich bin gespannt, was Duterte sagt.
Ein Problem mit Roque… – …hat auch Rigoberto Tiglao in seiner Kolumne in “The Manila Times”, wenn er hoert, dass der Sprecher des Praesidenten die Bloggerin Mocha Uson “den Wert von Mainstream Medien fuer Regierung und Gesellschaft” lehren will. Roque verstieg sich zu der Behauptung, dass es die Vierte Macht, die Mainstream Medien, waren, “die die Fehler der vorgehenden Verwaltung aufdeckten und die den Buergermeister von Davao City, Rodrigo Duterte, ins Praesidenten-Amt katapultierten.” Tiglao schreibt: “Er liegt voellig falsch. So total daneben.” Und, das derzeit populaere Baumaterial aufgreifend, schreibt er weiter: “Waere ich in dem Raum gewesen, als Roque reklamierte, dass Mainstream Medien die Korruption der Aquino-Verwaltung aufgedeckt haetten, ich haette ein Stueck ‘hollow block’ nach ihm geworfen.” Roque verkenne die Macht der Blogger, die an Zahl den Mainstream Medien den Rang ablaufen, und es waren Blogger, die Duterte an die Macht halfen, und nicht Mainstream Medien.
Nun sollten wir nicht verkennen, was Tiglao grad nicht wahrhaben will, dass es im Schweinetopf-Skandal, ueber den ich am Montag schrieb, der “Inquirer” war, der zur Aufklaerung beitrug, aber dass der “Inquirer” fuer Duterte sei, kann auch ich beim besten Willen nicht erkennen.
Geradezu peinlich ist jedoch, als Roque sich vor der Presse zu Mainstream Media und Blogging aeuszerte, sein Eingestaendnis: “Zu schlecht. Ich hoffte, dass Mocha hier sei, dass ich sie und ihre Follower haette ansprechen koennen, aber ich vergasz sie einzuladen.”
Ist er so zerstreut, der Herr Professor, oder hat er keine Ahnung vom Medien-Geschaeft? Mocha Uson ist ein Hingucker, den man sich nicht entgehen laesst. Bei der Senats-Untersuchung zu anonymen Web-Seiten unter Leitung von Senatorin Grace Poe hat es sich selbst Senator Antonio Trillanes, der mit Bloggern eher auf Kriegsfusz steht, nicht nehmen lassen, sich mit Mocha Uson vor die Kameras zu stellen. Der hat das besser drauf, wie man den Medien-Zirkus bedient. Und was brachte Roque zu dem Presse-Treffen, in dem es ihm um Mocha ging, die einzuladen er vergessen hatte? – Pan de sal, mein Gott, Harry!
Nicht nur mir… – …faellt auf, dass US-Praesident Donald Trump von einem “freien und offenen Indo-Pazifik” redet. Ich schrieb letzten Freitag dazu, und heute lese ich einen Kommentar von Bhavan Jaipragas dazu in der “South China Morning Post”, und dass man hofft, dass Trump “ein klareres Bild anbieten wird, warum er und andere fuehrende Beamte des Weiszen Hauses begonnen haben, sich auf Asia-Pazifik als ‘Indo-Pazifik’ zu beziehen”.
Man hofft, dass das keine Wiederbelebung der einst gegen China gerichteten Vier-Laender-Allianz von USA, Japan, Australien und Indien ist. China ist misstrauisch, dass da eine “dritte Kraft ~ third party” in’s Spiel gebracht wird, was es bekanntlich nicht will: es bevorzugt one-to-one-Gespraeche, aus welchen Gruenden auch immer. Der US-Botschafter in Japan, William Hagerty, will davon nichts wissen: “Grad jetzt ist der Praesident hier um zuzuhoeren, sich zu unterhalten und ueber dieses Konzept [Indo-Pazifik] zu reden, und ich meine, das wird klarer werden, wenn er hier durch ist. … Ich wuerde eine klarere Definition gegen Ende der Reise erwarten.”
Das beruhigt Jaipragas nicht und neben anderen, die nun den Ausdruck “Indo-Pazifik” gebrauchen, erwaehnt er: “Vor zwei Wochen verwendete US-Auszenminister Rex Tillerson den Ausdruck ‘Indo-Pazifik’ ungefaehr 15 mal in einer Rede, in der er ausfuehrte, wie Washingtons demokratische Verbuendete wie Japan und Australien zusammen arbeiten sollten, um dem zu begegnen, was er als Chinas Herausforderung an die ‘gesetzes-basierte internationale Ordnung’ bezeichnete.”
Wo wir grad bei Japan sind… – …lese ich in “The Japan Times”, dass der Bau-Beginn fuer die von Japan finanzierte Manila-U-Bahn sich von Anfang 2018 auf Dezember 2018 verschiebt aus Termin-Gruenden des japanischen Haushaltes.
Nun ist mir hier unten in General Santos die U-Bahn in Manila ziemlich egal, aber wo ist die von China zu finanzierende Mindanao-Eisenbahn? Wird da schon gebuddelt? Ich hab da noch nichts gelesen oder gehoert.
Gebaut haben sie aber ein Riesen-Rehabilitations-Zentrum in Nueva Ecija, das der zustaendige Vorsitzende des DDB (Dangerous Drugs Board), Dionisio Santiago, fuer “unpraktisch” und einen “Fehler” haelt. Er haelt ein gemeinde-bezogenes Rehabilitations-Konzept fuer effizienter als solche Sammel-Lager.
Santiago hat seinen Ruecktritt eingereicht.
Gemaesz “GMANews”, “Inquirer”, “ManilaStandard”, “ManilaTimes”, “SouthChinaMorningPost”, “JapanTimes” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.