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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

VON HEIKO ECKARD

Freitag, den 27. Oktober 2017 

 

In Camp Aguinaldo… – …dem Hauptquartier der AFP (Armed Forces of the Philippines) fand gestern die Kommando-Uebergabe von General Eduardo Año an Generalleutnant Rey Leonardo Guerrero als Stabs-Chef der Armee mit groszem Zeremoniell statt. “CNNPhil” war live dabei. Guerrero war bisher Chef des Kommandos Ost-Mindanao. Bei den Reden dauerte das Aufzaehlen der Gaeste laenger als das, was zu einem solchen Anlass gesagt wird. Unter den Gaesten sah ich die Botschafter der USA, Sung Kim, und Chinas, Zhao Jianhua, sowie neben Vize-Praesidentin Leni Robredo und Regierungs-Mitgliedern die Ex-Praesidenten Fidel V. Ramos und Gloria Macapagal-Arroyo.

Nach dem militaerischen Tamtam verkuendete Praesident Rodrigo Roa Duterte, dass General Año als Innenminister vorgesehen ist. Das war schon mal aktuell, verzoegerte sich durch die Marawi-Krise, und klappt nun auch nicht sofort, sondern erst in einem Jahr, denn der Wechsel aus dem aktiven Armee-Dienst in eine Regierungs-Position ist erst nach dieser Karenzzeit gestattet.

Das Fehlen eines “richtigen” Innenministers beklagte ich bereits, und da war ich nicht allein, denn im Mai diesen Jahres jammerte auch “The Manila Times” ueber das Bild, das die PNP (Philippine National Police) bietet und schrieb: “Heute, nach 10 Monaten Drogenkrieg, vielen Skandalen und sensationellen Faellen, wie die Ermordung eines Buergermeisters in der Haft und der Entfuehrungs-Mord eines koreanischen Geschaeftsmannes, ist das Vertrauen in die PNP arg beschaedigt und im Sinken. Praesident Duterte sprach fuer die ganze Nation als er bestuerzt erklaerte, dass die Polizei-Kraefte ‘bis in den Kern verrottet’ sind.



Die PNP untersteht dem Innenminister, das war mal Ismael Sueno, der Anfang des Jahres gefeuert wurde. Seither verwaltet Catalino “Lito” Salandanan Cuy das Amt. Dieser Cuy gehoert zu den Leuten, die Duterte aus Davao mitgebracht hat. Er war dort bei der Polizei und wurde mit 20 anderen einst wegen Unfaehigkeit die auszergerichtlichen Toetungen zu stoppen zur Zahlung einer Busze in Hoehe eines Monatsgehaltes verurteilt. Das ist kein Reformator. Einen solchen braucht die PNP aber, nachdem ihr Duterte grad zum zweiten Mal das Vertrauen im Drogenkrieg entzogen hat. Und  “The Manila Times” mahnte damals an, dass Año und Polizei-Chef dela Rosa “einen strategischen Plan fuer eine totale Reform” der PNP brauchen. Erst dann koenne die Oeffentlichkeit lernen, der PNP wieder zu trauen.

Nun will der Praesident aber nicht ein Jahr warten, sondern er sagte, man werde einen Weg finden als “under secretary” oder so, dass Año sogleich mit Cuy, der nominell den Posten des Innenministers halten wird, sich um die PNP kuemmert. In einem Nebensatz wandte Duterte sich zurueck an Año und sagte: “Wir sprechen morgen darueber”, was einen Lacher unter den Gaesten gab. Año wird grad in den Ruhestand verabschiedet – und morgen geht die Arbeit los.

Sie ist aber auch dringend noetig, und das nicht nur wegen kritischer Umfrage-Werte. Das Volk steht hinter Duterte. Bezueglich der PNP hat es so seine Zweifel, obwohl das Volk den Drogenkrieg fuer noetig haelt. Duterte spricht da mit der Stimme des Volkes, wenn er davon nicht ablaesst.  Dringend noetig ist aber auch etwas anderes, und das verkuendete Duterte gestern in einem Rutsch gleich mit.

Ab Januar werden die Gehaelter von Armee und Poliziei nahezu verdoppelt.

Ich schrieb es schon mal, und bringe es hier wieder. Die Armut im Land ist nicht nur der Grund, dass in den Armutsvierteln mit Drogen “zuverdient” wird, sondern man sollte sich klar machen, was so ein Polizist verdient. Die drei Beamten zum Beispiel, denen der Mord an dem minderjaehrigen Kian delos Santos vorgeworfen wird, waren im Rang PO1 und PO3. Ein PO1 bekommt 14 Tsd Peso im Monat, ein PO3 18 Tsd (gemaesz einem Artikel von “PhilStar” im Juli 2016). Auf dem Land, wenn man noch einen Garten und ein paar Huehner hat, kommt man damit ueber die Runden. In Manila nicht. Nach einem Bericht des “Manila Bulletin” im Januar des Jahres schaetzen sich 44% der Familien hier als “arm” ein, wobei eine Familie in Metro Manila mit weniger als 18 Tsd Peso, im Rest des Landes mit weniger als 10 Tsd Peso monatlich als arm gilt. Angewandt auf Polizisten ist ein PO3-Polizist in Manila so grad eben an der Grenze, ein PO1 ist da wirklich nur ein armes Schwein.

Ein Soldat oder ein Polizist kommt nur auf dumme Gedanken, wenn das Gehalt unter der offiziellen Armutsgrenze liegt. Bei Terroristen hat man Waffen aus Armee-Bestaenden gefunden, die waren nicht gestohlen oder bei Ueberfaellen erbeutet, und einige Polizisten arbeiten gleich beim Gegner mit oder machen ihr eigenes Syndikat auf. Die Erhoehung der Gehaelter von Soldaten und Polizisten ist genauso dringlich und wichtig wie die ueberfaellige Reform der PNP, die Año und Cuy “ab morgen” in Angriff nehmen werden. Das eine wie das andere kann allein nicht klappen. Beides muss zugleich sein.



Noetig ist darueberhinaus… – …die Rekrutierung neuer Kraefte durch die AFP. Wie auch “The Straits Times” meldet, befahl Praesident Duterte dem neuen Stabschef Guerrero, 10 zusaetzliche Infanterie-Bataillone aufzubauen, nicht nur, um Verluste auszugleichen, sondern um militante Terroristen zu bekaempfen. Zu einem Bataillon gehoeren um 500 Soldaten.

Guerrero sagte dazu, dass die Armee die Order des Praesidenten habe, die um 4 Tsd Mann starke NPA (New People’s Army) zu bekaempfen, nicht nur IS-Kraefte unter der Flagge von BIFF (Bangsamoro Islamic Freedom Fighters) und Abu Sayyaf.

Guerrero selbst wird das kaum zu Ende bringen, er geht zum Jahresende in den Ruhestand, doch sieht er da kein Problem: “Wir haben Zeitplaene und Ziele, und ich gedenke die einzuhalten. Das Militaer hat ein mehr-jaehriges Programm, das haengt nicht an Personen, aber die Aufgaben sind aufgereiht ohne Betracht, wer dabei die Fuehrung uebernimmt.

In dem Zusammenhang wundert mich, dass Norwegen grad Idun Tvedt als neue Vermittlerin fuer die Friedens-Gespraeche der Regierung mit den Kommunisten ernannt hat. Sie loest Elisabeth Slattum ab. Ich sehe nicht, was Tvedt tun soll, nachdem Duterte die Gespraeche eingestellt und eine Kampf-Order an die Armee ausgegeben hat.

Verwundert zeigt sich auch… – …Jojo Robles in seiner Kolumne im “Manila Standard”, dass Ombudsfrau Conchita Carpio-Morales  Jed Patrick Mabilog, Buergermeister von Iloilo City, wegen “grober Unredlichkeit” in Verbindung mit “widerrechtlichem Erwerb von Reichtum” gefeuert hat. Das wundert Robles, da Carpio-Morales doch “lange bekannt war fuer ihre Leidenschaft Mitglieder der [liberalen] Partei zu verteidigen.

Das sieht er im Zusammenhang mit den Anklagen, die das Justiz-Ministerium gegen Senator Franklin Drilon und den durchgefallen Praesidentschafts-Kandidaten Mar Roxas vorbereitet, beide im Ruf, Beschuetzer des Drogen-Buergermeisters Mabilog zu sein. Die Liberale Partei sieht in der Ankuendigung einen Versuch der “Daemonisierung” ihrer Partei und verteidigt Drilon und Roxas, erwaehnt in dem Zusammenhang aber mit keinem Wort Mabilog, uebrigens ein Verwandter von Drilon. Mabilog hatte sich schon frueh ins Ausland abgesetzt ohne zurueckzutreten, verlaengerte den Aufenthalt aus Krankheits-Gruenden, und wird wohl kaum noch in die Philippinen zurueckkehren, nachdem Duterte ihm “Du bist der Naechste!” angedroht und Carpio-Morales nun gefeuert hat. Wie Robles schreibt: “Mabilog wurde unter den Bus geworfen, um Drilon und Roxas zu retten.

Das Gerangel um Einmischung… – …in die inneren Angelegenheiten der Philippinen durch die EU ist noch nicht ausgestanden. Der EU-Botschafter in den Philippinen, Franz Jessen, weist darauf hin, dass die EU plant mindestens 55 Mio Euro Entwicklungs-Hilfe fuer Mindanao mit Schwerpunkt Marawi zu spendieren, was auch 100 Mio werden koennen, wenn sich das gut anlaesst. Etwas pikiert fuegt er hinzu: “Wenn wir Mindanao unterstuetzen, dann wollen wir dass das Geld nach Mindanao geht. So kann man sagen, dass das eine Bedingung ist, weil wir es in Marawi haben wollen…” …und “bedingte Hilfen” wollen die Philippinen ja nicht mehr annehmen, haengt unausgesprochen hinten raus.

Ich meine, dass Wortklaubereien und Beleidigte-Leberwurst-Getue nicht zweckdienlich sind. Ich sehe im Fernsehen, dass Marawi kaputt ist, so wie Berlin, Koeln oder andere Staedte nach dem Krieg in Deutschland. Da gab es dann einen Herrn George C. Marshall, der hatte einen Plan, und dieser “Marshall Plan” wurde unter dem offiziellen Titel “European Recovery Programm” von US-Praesident Harry S. Truman in Kraft gesetzt, und ein paar Jahre spaeter ging es mit Deutschland bergauf.

Der EU-Praesident Donald Tusk kommt zum ASEAN-Gipfel demnaechst nach Manila. Ein Gespraech mit Praesident Duterte ist weder fixiert noch dementiert, und da waere es eine gute Idee, wenn Tusk mit Duterte ueber einen “Tusk Plan” spricht, wie man Marawi auf die Beine bringt, statt sich ueber Menschenrechts-Fragen und “bedingte Hilfen” in die Haare zu kriegen oder gar nicht mehr miteinander zu reden.

Marawi ist kaputt, aber es ist nicht so grosz wie das zerstoerte Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Den Wiederaufbau einer mittleren Stadt in der Provinz von Mindanao sollte die EU aus der Portokasse finanzieren koennen, und es waere ein Propaganda-Erfolg gegen die IS-Pest, der jede militaerische Hilfe in den Schatten stellt.

Und hoert beim Wiederaufbau um Himmels Willen nicht auf Leni Robredo, die die zerstoerte Innenstadt von Marawi als Ruine erhalten will als Mahnmal fuer – ja, fuer was eigentlich? Robles macht sich an anderer Stelle darueber lustig. Die Idee soll sie auch ohne Namensnennung von irgendeinem Architekten uebernommen haben. Klar, wenn sie, wie Robles befindet, “wirklich nichts zwischen den Ohren hat”, wo sollte eine eigene Idee da auch herkommen?

Gemaesz “CNNPhil”, “GMANews”, “ManilaTimes”, “StraitsTimes”, “ManilaStandard”, “PhilStar”, “InterAksyon”, „ManilaBulletin“ u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht. 

 

 

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